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Bangkok: Massenprotest gegen Regierung in Thailand

Über 60.000 Demonstranten legen das Zentrum von Thailands Hauptstadt Bangkok lahm. Sie fordern den Rücktritt von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva.

Aufgepeitscht von ihren Anführern zog die aufgebrachte Menge zum Haus des obersten Königsberaters Prem Tinsulanda (88) und rief: "Schluss mit politischer Einmischung!" Polizisten standen in drei Reihen mit Schlagstöcken Wache, um die Menge zurückzuhalten. Abhisit rief im Fernsehen zur Ruhe auf: „Wir können keinen Bürgerkrieg zulassen“, sagte er.  Die Regierung werde jedoch hart durchgreifen, wenn nötig, warnte er.

Abhisit Vejjajiva war nach massiven Protesten - Anhänger hatten tagelang den Flughafen blockiert - im Dezember an die Macht gekommen. Und zwar nicht aufgrund von Wahlen sondern nach einem Koalitionswechsel im Parlament, wie ihm die Demonstranten vorwerfen. Die Forderung nach Neuwahlen lehnte Abhisit jedoch ab.

Die Demonstranten sind Anhänger des vor zweieinhalb Jahren vom Militär gestürzten und nun im Exil lebenden Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. Die an ihren roten Hemden zu erkennenden Demonstranten protestieren seit Wochen gegen die neue Regierung. Sie stammen aus dem armen Norden Thailands und unterstützen Thaksin, da sich dieser erstmals um die Belange der armen ländlichen Bevölkerung kümmerte. So sorgte er beispielsweise für eine bezahlbare Krankenversorgung.

Noch im November hatten Anhänger des jetzigen Ministerpräsidenten ihrerseits erfolgreich demonstriert und den Schwager Thaksins abgesetzt, der vom Militär nicht unterstützt wurde. Diese gelb gekleideten Demonstranten sind eher der Mittelschicht und den städtischen Eliten zuzurechnen. Sie hatten gefordert, das Wahlrecht der zahlenmäßig überlegenen ländlichen Bevölkerung zu beschneiden, da diese zu ungebildet sei, um vernünftig zu wählen.

Ob die jetzige Regierung an der Macht bleibt, wird davon abhängen, wie sich das Militär und König Bhumibol verhalten. Sollte das Militär seine eigenen Interessen gefährdet sehen, könnte es zum wiederholten Mal putschen. Die Rolle des äußerst beliebten thailändischen Königs im politischen Ränkespiel Bangkoks ist schwer zu beurteilen - dass er offen Partei ergreift gilt als unwahrscheinlich. (cl/sp/dpa)

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