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Basra

© dpa

Basra: "Wir sind froh, dass wir die Briten los sind"

Nach viereinhalb Jahren haben die Briten über Nacht ihren letzten Stützpunkt in der irakischen Stadt Basra geräumt. Kaum jemand weint ihnen eine Träne nach.

Als die irakische Stadt am Morgen erwachte, waren die britischen Soldaten bereits fast alle weg. In der Stadt weint ihnen kaum jemand eine Träne nach, viele jubeln: "Das ist ein Sieg für den echten Widerstand", sagt der Händler Ahmed Ali Omar. "Ich bin glücklich, wir haben seit langem auf den Abzug der Besatzer gewartet." Der Sicherheitschef der Stadt, Hakim el Majjahi, sagt: "Die Einwohner und die Stadtregierung begrüßen den britischen Rückzug, vor allem aus dem Präsidentenpalast, der nun - hoffen wir - eine touristische Attraktion wird."

Die britischen Streitkräfte hatten in dem früheren Palast Saddam Husseins am Ufer des Schatt al Arab viereinhalb Jahre lang ihr Hauptquartier im Land - die Herzen der Menschen in Basra aber, der Ölstadt des Irak, konnten sie in all den Jahren nicht gewinnen: "Wir sind froh, dass wir die Briten los sind", sagt der Offizier Saadun Hami: "Sie haben uns in den Straßen belästigt, Razzien in unseren Häusern angeordnet und unsere Söhne festgenommen." Jetzt sollten sie aus Basra und dem ganzen Umland verschwinden.

"Schlacht von Basra" verloren

Ein paar Zuschauer applaudieren, als eine irakische Armeeeinheit eine irakische Flagge am Palast anbringt, den die 500 britischen Soldaten in der Nacht zum Montag in Richtung eines befestigten Luftwaffenstützpunkts kilometerweit von Basra entfernt verlassen hatten: Die Briten waren hier nach dem Einmarsch im Irak im März 2003 eingezogen, hatten aber in der mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadt mit rund zwei Millionen Einwohnern ein immer zurückhaltenderes Auftreten an den Tag gelegt. Schon vor dem Abzug urteilten ausländische Beobachter, die Briten hätten die "Schlacht von Basra" verloren, weil sie nicht in der Lage waren, eine anerkannte Verwaltung in der Hafenstadt zu schaffen.

Die irakischen Sicherheitskräfte in Basra sind nun optimistisch, auch ohne die Briten für Ordnung sorgen zu können: "Wir sind schon seit langem bereit", sagt Polizeichef Rafeh Mohammed. Die Briten hätten ohnehin keine entscheidende Rolle gespielt. Auch Sicherheitschef Majjahi verbreitet Zuversicht: "Die Sicherheitskräfte sind trotz Personal- und Materialmangels gut vorbereitet."

Schiitische Milizen dominieren

Das dürfte jedoch kein leichtes Unterfangen werden, denn derzeit sind die städtische Politik und Wirtschaft weitgehend in der Hand schiitischer Milizen, die untereinander um die Vorherrschaft in der Stadt kämpfen: die Männer des radikalen Schiitenpredigers Moktada Sadr, die Anhänger des Obersten Rats der Islamischen Revolution von Abdel Asis Hakim - der größten Schiitenpartei - und jene der Fadhila-Bewegung. Einen brutalen Wettstreit liefern sich zudem mafiöse Banden, für die die Nähe zum Iran und die Nachbarschaft zu anderen Golfstaaten schier unbegrenzte Möglichkeiten für Schmuggel aller Art bietet.

Ausländische Beobachter sehen den Abzug der Briten daher mit Besorgnis. Die Denkfabrik International Crisis Group warnte, die Schiitenmilizen könnten den Rückzug propagandistisch ausschlachten. "Die Einwohner von Basra und die Milizionäre sehen dies nicht als geordneten Abzug, sondern vielmehr als eine schmähliche Niederlage", analysierte der Think Tank.

Stärkung des Iran

Ähnlich äußerte sich Anthony Cordesman vom renommierten Center for Strategic and International Studies in Washington: Der Iran - Nachbar des Irak im Westen - werde durch die "britische Niederlage", wie Teheran es nennt, ermutigt: "Die Schwäche und das Versagen der Briten im Süden hat sowohl den schiitischen Extremismus angestachelt wie auch - teilweise - die Tür zum Iran geöffnet."

Solchen Einschätzungen hielten der britische Außenminister David Miliband und Verteidigungsminister Des Browne jüngst in einem Beitrag für die "Washington Post" entschieden entgegen: "Die Frage, die manche Leute stellen, lautet: Haben die britischen Streitkräfte in Basra versagt? Die Antwort ist 'nein'." (mit AFP)

Karim Jamil[AFP]

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