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Politik: Bauern halten sich nicht an Giftverbote

Berlin - Für den Deutschen Bauernverband (DBV) war die Sache klar: Das Umweltbundesamt (UBA) wolle Spitzel aufs Feld schicken und den Bauern hinterherspionieren. Die FDP im Bundestag forderte sogar den Rücktritt des UBA-Präsidenten Andreas Troge.

Berlin - Für den Deutschen Bauernverband (DBV) war die Sache klar: Das Umweltbundesamt (UBA) wolle Spitzel aufs Feld schicken und den Bauern hinterherspionieren. Die FDP im Bundestag forderte sogar den Rücktritt des UBA-Präsidenten Andreas Troge. Dabei wollte das UBA im Auftrag des Umweltministeriums nur wissen, warum immer wieder längst verbotene Ackergifte im Grundwasser nachgewiesen werden. Deshalb schickte das UBA im Frühjahr etwa 300 unangemeldete Beobachter neben die Äcker, um Landwirten beim Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln zuzusehen. Das Projekt kam übrigens nicht überall schlecht an: Es bot sich auch eine Reihe von Leuten als Feldbeobachter an.

Jetzt liegen erste Ergebnisse der Untersuchung vor. In einem Brief an die Landesumwelt- und Agrarminister schreibt Staatssekretär Rainer Baake, dass, auch wenn die Daten noch nicht repräsentativ sind, eine „Fehlanwendungsquote von 50 Prozent“ festgestellt wurde. Baake hält es deshalb für notwendig, weitere Daten zu erheben und bittet die Länder um eine bessere Kontrolle. In dem Brief heißt es: „Ich muss darauf hinweisen, dass das UBA gehalten ist, sein Einvernehmen bei der Pflanzenschutzmittelzulassung zu verweigern, wenn nicht sichergestellt werden kann, dass die Anwendungsbestimmungen“ eingehalten werden.

Für den Pestizidexperten des Umweltverbandes Nabu, Florian Schöne, ist das Ergebnis keine Überraschung: „Das bestätigt unsere Befürchtungen.“ Aus der Sicht von Carina Weber, Sprecherin des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN) kommt der „chemische Pflanzenschutz an seine Grenzen“. Die Stoffe seien nun einmal gesundheits- und umweltgefährdend und die Regeln, die für ihre Anwendung eingeführt worden seien, seien inzwischen ziemlich unübersichtlich. Eine weitere Verschärfung der Regeln sei sinnlos, weil sie eh nicht eingehalten würden, womöglich auch nicht eingehalten werden könnten. „Die Alternative wäre ein anderer Landbau“, sagt sie. Der Bauernverband wollte am Donnerstag zu den Zahlen keine Stellung nehmen.

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