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CSU Huber Beckstein

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Bayern: CSU kämpft um die absolute Mehrheit

Für die CSU ist der kommende Sonntag ein Schicksalstag. Sollten die Christsozialen bei der bayerischen Landtagswahl nach 42 Jahren Alleinregierung ihre absolute Mehrheit verlieren, würde sie dies in ihren Grundfesten erschüttern. Die SPD profitiert davon aber kaum.

50, 47, 47, 48 - das waren die Prozentwerte für die CSU, die zuletzt von verschiedenen Meinungsforschungsinstituten ermittelt wurden - was ein Absturz von gut 10 bis 13 Punkten im Vergleich zu Edmund Stoibers 60,7-Prozent-Rekordergebnis aus dem Jahr 2003 wäre. Die SPD aber scheint davon kaum zu profitieren, trotz der Neuaufstellung der Parteispitze im Bund. Sie dümpelt nach wie vor bei um die 20 Prozent vor sich hin. Gewinner könnten die kleineren Parteien sein: Neben den Grünen können die FDP, die Freien Wähler und die Linke auf einen Einzug in den Landtag hoffen - FDP und Freie Wähler aufgrund guter Umfragewerte, die Linke quasi aus Erfahrung. Denn auch in anderen Ländern lag die Partei in Umfragen vor der Wahl zunächst unter der Fünf-Prozent-Hürde, schaffte aber dann den Sprung ins Parlament. Auf derlei Beispiele verweisen auch Meinungsforscher.

Die CSU dürfte beim Gedanken an ein Sechs-Parteien-Parlament das Grausen packen, wäre dann doch die absolute Mehrheit der Sitze ziemlich sicher dahin. Niemand bei den Christsozialen will sich derzeit ausmalen, was das für die Partei bedeuten würde, insbesondere für das Führungsduo aus Ministerpräsident Günther Beckstein und Parteichef Erwin Huber. Einen "Plan B" für einen solchen Fall gebe es nicht, heißt es in der Parteizentrale stets. Dennoch dürfte dann vor allem Hubers Stuhl kräftig wackeln, wird spekuliert. Und als Nachfolger wird bei solchen Gedankenspielen meist CSU-Vize Horst Seehofer genannt, der 2007 den Kampf um den Vorsitz gegen Huber verlor.

Huber hatte mit dem Wahlkampf-Motto vom "Kreuzzug" gegen die Linke auch in den eigenen Reihen Kritik auf sich gezogen - weshalb der Begriff relativ rasch wieder in der Versenkung verschwand. Zuletzt brachte aber vor allem Beckstein die CSU und sich selbst in die Bredouille - mit seinem Spruch, auch nach zwei Maß Bier im Bierzelt über ein paar Stunden hinweg könne man noch Auto fahren.

"Denkzettel-Stimmung" statt Wechselstimmung

Was möglicherweise nötige Koalitionen angeht, liegen die Karten unterdessen längst auf dem Tisch. Die FDP hat sich der CSU bereits mehrmals als Juniorpartner angeboten. Keine Chance also wohl für SPD-Spitzenkandidat Franz Maget, der sich am liebsten von einem Bündnis aus SPD, Grünen, Freien Wählern und FDP zum neuen Regierungschef wählen lassen würde - aber nicht von den Linken. Maget hält dennoch an dieser Koalitions-Idee fest, wie zuletzt auch im direkten Gespräch mit Beckstein, beim ersten TV-Duell der bayerischen Geschichte.

Der CSU-Politiker geht auf Fragen nach einem Koalitionspartner generell nicht ein. Keinen Gedanken verschwende er daran, sagt er dazu nur und warnt zudem vor einem Abstieg Bayerns, sollte die absolute Mehrheit für die CSU verloren gehen. "Bayern wählen" lautet deshalb auch ein Wahlslogan der Christsozialen. Bayern gleich CSU und CSU gleich Bayern: Diese Gleichung proklamiert die Partei eben allzu gerne. Einfach nur arrogant sei das, kritisiert die Opposition.

Aber auch vielen Wählern scheint diese Gleichsetzung von Bayern und CSU nicht mehr zu gefallen. Denn auch wenn es - das legen die Umfragen nahe - offenbar keine Wechselstimmung gibt, so gibt es doch eine Art "Denkzettel-Stimmung": In einer der Erhebungen, die die CSU bei 47 Prozent sah, sprachen sich nur 38 Prozent der Befragten dafür aus, dass Bayern auch weiterhin von der CSU allein regiert wird.

Christoph Trost[dpa]

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