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Politik: Bayern in Berlin auf Trainersuche

Die CSU im Bundestag braucht einen neuen Landesgruppenchef – gegen den Seehofer-Mann Dobrindt haben viele Vorbehalte

Berlin - Es muss der Traumjob schlechthin sein. Michael Glos war kreuzunglücklich, als sie ihn nach zwölf Jahren nicht mehr weitermachen ließen und zum Wirtschaftsminister beförderten. Peter Ramsauer ließ sich nach vier Jahren ebenfalls nur ungern auf den Posten des Verkehrsministers hieven. Und auch Hans- Peter Friedrich, der neue Innenminister, bat inständig darum, doch noch ein wenig das bleiben zu dürfen, was er eineinhalb Jahre lang war: Landesgruppenchef der CSU-Abgeordneten in Berlin.

Weil Friedrichs Wunsch vergeblich war, ist der begehrte Posten wieder frei. Und ohne Rangelei wird die Besetzung nicht abgehen. Am kommenden Montag trifft sich die 44-köpfige Truppe, um den neuen Statthalter im Bund zu küren. Dem Vernehmen nach sähen sich gleich sechs CSU-Politiker gerne auf dem Chefsessel. Das große Interesse sei nicht verwunderlich, sagt einer der Bewerber und begründet auch freimütig seine Motivation: Als Landesgruppenchef sei man „sehr unabhängig“ und habe „Einfluss auf alle Politikbereiche“.

Die meisten Chancen werden zwei Jüngeren eingeräumt: Stefan Müller (35) und Alexander Dobrindt (40). Beide sitzen seit 2002 im Bundestag, beide stünden für den stets versprochenen Generationswechsel. Und beide haben sich schon in wichtigen Ämtern bewährt: Müller als Parlamentarischer Geschäftsführer der Landesgruppe und Chef der Jungen Union in Bayern, Dobrindt als Generalsekretär der Partei. Doch jeder der beiden hat in den Augen erfahrener Christsozialer auch ein Handicap. Bei dem Mittelfranken Müller ist es die eher geringe Erfahrung. Ein Landesgruppenchef muss sich als Strippenzieher betätigen, bei den eigenen Leuten zu Machtwort wie Ausgleich fähig sein, es mit der Kanzlerin können und auch als Gegengewicht zum Parteichef taugen. Dass der jugendlich wirkende Müller dieses Format hat, müsste er erst noch beweisen.

Bei Dobrindt bedarf es dieses Beweises nicht mehr. Als polternder General hat sich der Oberbayer bereits politisch breitgemacht. Doch die nachgewiesene Nähe zu Horst Seehofer ist für die auf Unabhängigkeit bedachten Bundestagsabgeordneten vor allem Bedrohung. „Wenn Seehofer den schickt, gibt es hier richtig Ärger“, sagt einer. Die Münchner Einmischungen im Gesundheitsstreit sind der Landesgruppe noch so präsent wie Dobrindts Schmähungen des Koalitionspartners („Gurkentruppe“). Zudem „bräuchte die Partei dann schon wieder einen neuen Generalsekretär, das kann keiner wollen“.

So geben andere den Kampf noch nicht verloren. Im Rennen sind auch Max Straubinger (56), Johannes Singhammer (57) sowie der Staatssekretär im Agrarministerium, Gerd Müller (55). Und Christian Schmidt (53) hat sich nur unter einer Bedingung erneut zum Verteidigungsstaatssekretär verpflichten lassen: dass er wieder hinwerfen darf, um Landesgruppenchef zu werden.

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