zum Hauptinhalt

Bayern-Wahl: 50 plus x – nur bei über 60-Jährigen

Viele Wähler sprechen der CSU Kompetenz ab.

Berlin - Seit 46 Jahren wird die CSU wieder auf einen Koalitionspartner angewiesen sein. Für den Tagesspiegel hat die Forschungsgruppe Wahlen in einer erster Auswertung die Bayern-Wahl analysiert. So fällt die Leistungsbilanz der CSU wesentlich schwächer aus als vor fünf Jahren. Für ihre Arbeit in der Regierung erhält die CSU jetzt einen Wert von 1,0 auf der +5/-5-Skala, 2003 wurde sie noch mit 1,8 beurteilt. Die SPD konnte sich leicht verbessern auf jetzt 0,2 (2003: minus 0,2), und die Grünen verbesserten sich ebenfalls von minus 0,6 auf nun 0,0. Neben der Zufriedenheit mit der Regierungspolitik ging aber auch die Zufriedenheit mit dem Führungspersonal zurück: Zwar bescheinigten 62 Prozent der Stimmberechtigten Günther Beckstein eine gute Arbeit in seinem ersten Jahr als bayerischer Ministerpräsident, bei seinem Vorgänger Edmund Stoiber waren dies 2003 aber 80 Prozent. Auch wurde Beckstein auf der +5/-5-Skala mit einem Durchschnittswert von 1,4 zwar besser als sein Herausforderer Franz Maget (SPD) mit 0,9 bewertet, aber auch schlechter als Stoiber vor der letzten Wahl (2003: 2,1).

Als wichtigste Themen vor dieser Wahl nannten die Befragten zuerst Schule und Bildung (32 Prozent), gefolgt von der Lage auf dem Arbeitsmarkt (21 Prozent) und dem Komplex Kosten, Preise und Löhne (13 Prozent). Gerade beim Schlüsselthema Schul- und Bildungspolitik hat die CSU deutlich an Kompetenz verloren: Nur noch 32 Prozent der Wahlberechtigten sagten in der Woche vor der Wahl, die CSU könne die Probleme der Schul-/Bildungspolitik am besten lösen, 27 Prozent nannten die SPD. Die größere Arbeitsmarkt- sowie die Wirtschaftskompetenz wurden zwar bei der CSU gesehen, doch scheinen diese Probleme nicht mehr so brisant. Die CSU verlor in allen Altersgruppen stark und besonders stark bei den Wählern zwischen 30 und 59 Jahren. Genau dort konnten die Freien Wähler die höchsten Zugewinne verzeichnen. Bei den 30- bis 44-Jährigen kam die CSU nur noch auf 36 Prozent und bei den 45- bis 59-Jährigen auf 37 Prozent. Lediglich bei den Wählern ab 60 Jahren erzielte sie eine absolute Mehrheit mit 52 Prozent.

Die Verluste der CSU haben ihre Ursache fast ausschließlich im Land: Das Ansehen der CDU im Bund hat sich seit 2003 nicht geändert (1,5 auf der +5/-5-Skala), dagegen erhält die CSU in Bayern jetzt nur noch einen Imagewert von 1,6, 2003 lag dieser noch bei 2,4. Das Ansehen von Kanzlerin Angela Merkel in Bayern ist mit 1,8 höher als das des bayerischen Ministerpräsidenten. Beides wäre in der Vergangenheit fast undenkbar gewesen. Zudem geben 68 Prozent an, dass die politische Lage im Land für ihre Wahl und nicht die Bundespolitik entscheidend gewesen ist. Die Zahlen basieren auf einer telefonischen Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen unter rund 1688 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Bayern in der Woche vor der Wahl sowie auf einer Befragung von 8485 Wählern gestern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false