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Beate Zschäpe könnte beim NSU-Prozess die Unwahrheit gesagt haben. Videoaufzeichnungen belasten die Hauptangeklagte.

© dpa

Beate Zschäpe hat offenbar gelogen: Videos belasten NSU-Angeklagte

Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe hat im NSU-Prozess offenbar gelogen. Videoaufzeichnungen von TV-Berichten über den Kölner Bombenanschlag könnten ihre Behauptung widerlegen, sie habe erst später von der Tat erfahren.

Von Frank Jansen

Im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München gerät die Hauptangeklagte Beate Zschäpe unter Druck. Ein Vermerk des Bundeskriminalamts (BKA) stellt die Glaubwürdigkeit der Einlassung Zschäpes, die im Dezember ihr Anwalt Mathias Grasel verlesen hatte, infrage. Das BKA fand jetzt bei der Untersuchung einer sichergestellten DVD heraus, dass am 9. Juni 2004 schon zwei Stunden nach dem Nagelbombenanschlag des NSU in Köln möglicherweise in der Zwickauer Wohnung der Terrorzelle mit einem Videorekorder Fernsehberichte über das Verbrechen aufgezeichnet wurden. Da die Täter, die Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, so schnell nicht von Köln nach Zwickau zurückfahren konnten, gerät nun Zschäpe in Verdacht, die TV-Berichte aufgenommen zu haben. Sequenzen der DVD wurden später zudem im Bekennervideo des NSU verwendet.

In ihrer Einlassung im Dezember hatte die Angeklagte behauptet, sie habe nicht gewusst, dass Mundlos und Böhnhardt nach Köln fahren wollten. Die beiden hätten erst nach ihrer Rückkehr von dem Bombenanschlag berichtet. Die DVD, auf der die von dem Videorekorder überspielten Sendungen waren, hatte die Polizei 2011 im Brandschutt des von Zschäpe angezündeten Hauses in Zwickau entdeckt.

Bei der Explosion wurden in der türkisch dominierten Keupstraße mehr als 20 Menschen verletzt. Der Vermerk des BKA zur DVD sei „ein wichtiges Indiz“, sagte am Donnerstag der Kölner Anwalt Eberhard Reinecke. Er vertritt mit einem Kollegen sechs Opfer des Anschlags. Sollte noch jemand Zweifel an der Mittäterschaft Zschäpes bei den Verbrechen des NSU gehabt haben, „wird das jetzt ein entscheidender Punkt gewesen sein“.

Zschäpes Verteidiger Mathias Grasel widersprach. Es gebe keinen eindeutigen Beweis, seine Mandantin habe die TV-Berichte aufgezeichnet. Denkbar sei auch, Mundlos und Böhnhardt hätten in Köln nach der Tat bei einem Freund die Sendungen aufgenommen.

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