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Bedrohung: Bereits sieben Terrorvideos im September

Innenminister Schäuble ist angesichts der Häufung terrorististischer Drohvideos besorgt. Im laufenden Monat haben sich mutmaßliche Terroristen bereits sieben Mal an auf diesem Weg gemeldet. Dennoch: Das Ministerium will sich nicht nicht "in den Zustand der Erregung" versetzen lassen.

Berlin - Die Botschaften des Terrornetzwerks Al Qaida und der afghanischen Taliban kurz vor der Bundestagswahl werden vom Bundesinnenministerium sehr ernst genommen. Das Band von Terroristenchef Osama bin Laden, das am Freitagabend bekannt wurde und sich in die massive Propaganda von Al Qaida einfügte, werde derzeit ausgewertet: „Wir tun unsere Arbeit, und wir tun das ruhig und gewissenhaft. Wir lassen uns nicht in den Zustand der Erregung versetzen“, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Das Bundesinnenministerium bestätigte zudem, dass es ein neues Video der radikalislamischen afghanischen Taliban gebe. Es werde versucht, „Kampfgenossen zu rekrutieren und zu radikalisieren“, sagte der Sprecher des Innenministeriums. Auch dieses Video – insgesamt das siebte seit dem 11. September dieses Jahres – werde sehr ernst genommen. Ein deutscher Sicherheitsbeamter sagte „Spiegel online“, man halte das Taliban-Video nach erster Analyse für „das konkreteste Drohvideo, das sich je gegen Deutschland richtete“.

Wie das amerikanische Intel-Center, das Einschätzungen von terroristischen Internet-Botschaften vornimmt, mitteilte, rief der Al-Qaida-Chef die Europäer auf, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Die Europäer sollten „von den Fehlern anderer lernen“, heiße es in der als echt eingestuften Botschaft.

„Welt online“ und „Spiegel online“ berichteten unter Berufung auf die Aufnahmen, Bin Laden sei darin nur als Standbild zu sehen. Er unterbreite – mit deutschen Untertiteln – seine Analyse des Verhältnisses der Europäer zu den Muslimen und lege seine Sicht der Zukunft der Nato in Afghanistan dar. Das Propagandawerk sei knapp fünf Minuten lang.  

Der Terroristenanführer nimmt auf dem Band auch Bezug auf die Al- Qaida-Anschläge in Madrid im März 2004 und in London im Juli 2005. Hätten die Europäer mit eigenen Augen gesehen, wie brutal die Amerikaner und ihre Helfer gegen die Taliban im Norden Afghanistans vorgegangen seien, könnten sie nachvollziehen, was zu den blutigen Taten von Madrid und London geführt habe. Die Bin-Laden-Botschaft wurde am Freitag auf den einschlägigen Islamisten-Websites verbreitet. 

US-Experten verwiesen darauf, dass sich viele Drohungen in der Vergangenheit als reine Propaganda entpuppt haben. Seit den Madrider Bombenanschlägen 2004 habe Al Qaida erkannt, dass sich mit Terror der Ausgang von Wahlen beeinflussen lasse, erklärten zwei Experten der SITE Intelligence Group, die terroristische Veröffentlichungen im Internet verfolgt. Für einen großen Anschlag seien umfassende Vorbereitung, Ressourcen und „Glück“ nötig – viel einfacher seien da Drohbotschaften. Deshalb habe Al Qaida in der Vergangenheit häufig Propaganda genutzt, um mit Videos oder Audiobotschaften Angst zu verbreiten, schreiben die beiden SITE-Führungsmitglieder Rita Katz und Josh Devon in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung. dpa

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