zum Hauptinhalt

Politik: Behörden schlossen erstmals eine unbewohnte Siedlung im Westjordanland - vor allem jugendliche Demonstranten leisteten Widerstand

Radikale jüdische Siedler haben am Dienstag versucht, die erste Räumung eines illegal errichteten Siedlungs-Außenpostens im besetzten Westjordanland zu verhindern. Etwa 60 Demonstranten blockierten ein Abschlepp-Fahrzeug, das am Mittag einen großen Container von dem so genannten "Hügel 804" nordöstlich von Ramallah abtransportieren sollte.

Radikale jüdische Siedler haben am Dienstag versucht, die erste Räumung eines illegal errichteten Siedlungs-Außenpostens im besetzten Westjordanland zu verhindern. Etwa 60 Demonstranten blockierten ein Abschlepp-Fahrzeug, das am Mittag einen großen Container von dem so genannten "Hügel 804" nordöstlich von Ramallah abtransportieren sollte. Die Blockierer, meist jüngere Siedler, häuften Steine auf, schwenkten Fahnen und sangen fröhliche Lieder. Auf dem unbewohnten Hügel nahe der Siedlung Schwut Rachel befinden sich außer dem Container landwirtschaftliche Geräte. Er war für die erste Räumungsaktion ausgewählt worden, weil die Behörden dort am wenigsten Widerstand erwarteten. Der "Hügel 804" ist einer von 42 überwiegend bewohnten Siedlungs-Außenposten, die während der Amtszeit des vorherigen Ministerpräsidenten Netanjahu im Westjordanland errichtet wurden. Insgesamt zwölf von ihnen sollen mit Zustimmung und mit Hilfe der etablierten Siedler-Dachorganisation geräumt werden. Das hat der Siedler-Rat mit Ministerpräsident Barak vereinbart.

So auch Maon. In dieser kleinen jüdischen Siedlung, dem "Symbol militanten Nationalismus", leben angeblich 45 Familien. Hier sind die rechtsradikalen Nationalisten zu Hause, die früher in der längst verbotenen "Kach"-Bewegung des vor Jahren ermordeten Rabbi Meir Kahane vereinigt waren und heute in unzähligen Nachfolgeorganisationen verstreut sind. Genauer: Sie spielen sich hier als Herr im Haus und übers Land auf. Kahane hatte die Araber als "räudige Hunde" bezeichnet.

In Maon gibt es seit zweieinhalb Jahren eine Farm: "Integraler Teil unseres Ortes", so behaupten die Siedler, obwohl die sechs Gebäude gut einen Kilometer entfernt von den Wohnhäusern entfernt liegen. Vier Familien und ein paar Singles leben auf der Farm, die ohne irgendwelche Bewilligung in einer militärischen Feuerzone errichtet worden war. Ein paar besonders militante Nachwuchs-Siedler aus der Großsiedlung Kiryat Arba bei Hebron hatten sich diesen Hügel schlicht "unter den Nagel gerissen" und "zionistische Tatsachen" geschafft.

Nächste Woche soll die Maon-Farm geräumt werden. So beschloss es die Regierung Barak, so stimmte der oberste Siedlerrat zu. Doch beide Seiten hatten ihre Rechnung ohne die "Nachwuchs-Generation" gemacht, die jungen äußerst militanten Siedler, in deren Augen die traditionelle Führung sich müde und ohne Enthusiasmus präsentiert und mit der "Regierung der Linken" abgefunden hat. Sie, diese echten Siedlungsaktivisten, hatten den Aufruf Ariel Scharons, des damaligen Likud-Außenministers und Siedlungspatrons wörtlich und ernst genommen und versucht, "jeden freien Hügel zu besiedeln". Dies war die Geburtsstunde der meisten Außenposten gewesen, wo ein paar Wohncontainer einer Wagenburg gleich aufgestellt und schnell an Wasser- und Stromleitungen angeschlossen wurden.

cal

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false