zum Hauptinhalt

Politik: Bei Wahlbetrug: Mandat zurück

PDS-Chefin auf Wahlkampftour in Westdeutschland

Von Reimar Paul, Göttingen

Nur eine viertel Stunde haben Johanna, Katarina und Marie auf Gabi Zimmer gewartet, um sich von ihr ein Autogramm zu holen. Als die PDS-Vorsitzende verspätet und außer Atem am PDS-Stand auf dem Göttinger Marktplatz eintrifft, sind die drei Schülerinnen in einer Eisdiele verschwunden. Das Bürgergespräch in der Fußgängerzone ist der letzte Programmpunkt von Zimmers halbtägigem Wahlkampfbesuch in der niedersächsischen Universitätsstadt. Am Vormittag hat die PDS-Chefin eine Recycling-Firma und einen Ausbildungsbetrieb besucht, einer Lokalzeitung ein Interview gegeben und Journalisten bei einer Pressekonferenz bedient.

Für Westverhältnisse ist Göttingen eine PDS-Hochburg. Rund drei Prozent der Wählerstimmen fuhren die Sozialisten hier zuletzt ein, im Stadtparlament sitzt eine Zwei- Mann-Fraktion. Gleichwohl ist das Interesse an der Vorsitzenden begrenzt. Nur wenige Leute bleiben stehen, lassen sich von Zimmer ein Flugblatt in die Hand drücken oder in ein Gespräch verwickeln. Wenn sie die Passanten anspricht, wirkt sie unsicher, fast schüchtern. Erst nach einigen Floskeln wird sie lockerer. Und klar positionieren mag sie sich in fremder Umgebung nicht. Soll der Rüstungshaushalt gekürzt werden? Zumindest nicht aufgestockt. Hat die PDS eigene Konzepte gegen die Arbeitslosigkeit? Ja, die werden nächste Woche vorgestellt.

Ein Student fragt, warum er die PDS wählen soll, wenn sie sich um des Machterhaltes willen genauso anpassen werde wie die Grünen. „Ich kann keine Garantien geben“, sagt Gabi Zimmer. Aber man werde sich „immer selber überprüfen“. Zimmer bietet „einen Wählervertrag“: Sollte die PDS ein Wahlversprechen brechen, etwa einem Kriegseinsatz der Bundeswehr zustimmen, könnten die Wähler den Rücktritt der Abgeordneten einfordern. Während der Show eines Comedy-Manns, der mit einem „Sozial-Quiz“ für die PDS wirbt, verlässt Zimmer lieber mit einem Stapel Flugblätter den Stand. Nach der Bürgerbegegnung konstatiert sie dann ein „gewachsenes Interesse“ und Neugier an der PDS im Westen Deutschlands. Anders als vor vier Jahren, schlage der Partei „kaum noch Ablehnung“ entgegen.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false