zum Hauptinhalt

Politik: „Beirut wird sich rächen“

Tausende protestieren im Libanon nach dem Attentat vom Mittwoch auf einen Politiker gegen das Nachbarland Syrien

Beirut/Washington - Begleitet von antisyrischen Protesten ist der libanesische Abgeordnete Walid Eido am Donnerstag in Beirut zu Grabe getragen worden. Tausende zogen vom Haus des prominenten Syrienkritikers zu einer Moschee im Südosten der Hauptstadt, in deren Nähe Eido beigesetzt wurde. „Beirut wird sich an Lahoud und Assad rächen“, skandierte die Menge in Anspielung auf Libanons syrienfreundlichen Präsidenten Emile Lahoud und Syriens Präsidenten Baschar al Assad. Bei dem Autobombenanschlag am Mittwoch waren Eido, sein ältester Sohn Chaled, zwei Leibwächter und sechs Zivilisten getötet worden.

Saad Hariri, der Sohn des vor zwei Jahren ermordeten, früheren libanesischen Premiers Rafik Hariri, führten den Trauerzug zusammen mit dem Drusenführer Walid Dschumblatt an. Tausende schlossen sich dem Zug an, mit dem die mit libanesischen Flaggen bedeckten Särge Eidos, seines Sohnes und eines Leibwächters zur Moschee gebracht wurden. Hariri, Chef der Parlamentsmehrheit, machte Syrien für den Anschlag verantwortlich, ohne das Land direkt zu erwähnen.

Bei dem Anschlag in der Nähe einer bei Armeeangehörigen beliebten Strandbar waren elf Menschen verletzt worden. Eido ist der dritte Abgeordnete der antisyrischen Parlamentsmehrheit, der in den vergangenen zwei Jahren durch eine Autobombe getötet worden ist. Der Anschlag passe in ein Schema ähnlicher Morde und Mordversuche, sagte US-Präsident George W. Bush am Mittwoch (Ortszeit) in Washington. Die Opfer dieser Anschläge hätten alle ein Ende des syrischen Einflusses auf die libanesische Innenpolitik angestrebt. Angriffe „auf die libanesischen staatlichen Institutionen durch Terroristen oder bewaffnete Extremisten“ müssten genauso gestoppt werden sowie wie „die Bemühungen der Regime in Damaskus und Teheran, Instabilität im Libanon zu schüren“.

Syrien äußerte sich bisher nicht offiziell zur Ermordung Eidos. Der Iran, der engste Verbündete Syriens im Nahen Osten, sprach dagegen von einer „terroristischen Tat“. Der UN-Sicherheitsrat kritisierte den Anschlag. Die Mitglieder des Gremiums „verurteilen jeden Versuch, den Libanon zu destabilisieren, auch durch politische Morde oder andere terroristische Angriffe“, hieß es in einer Entschließung. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) übermittelte Libanons Premier Fuad Siniora ihr Beileid. Die Arabische Liga wird sich an diesem Freitag auf Wunsch Sinioras mit dem Thema beschäftigen. Der Regierungschef hatte zugleich Hilfestellung der UN bei der Aufklärung des Anschlags gefordert. Das internationale Tribunal, das sich mit der Ermordung von Ex-Premier Hariri befasse, solle sich auch um den jüngsten Anschlag kümmern, schlug Siniora vor. AFP

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false