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Belgien: Regierung entschuldigt sich für Deportationen

Belgiens Regierungschef Guy Verhofstadt hat sich erneut für die Rolle seines Landes bei der Judenvernichtung im Zweiten Weltkrieg entschuldigt.

Brüssel - Es sei ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Landes, sagte Verhofstadt bei einer Feier zum 62-jährigen Kriegsende.

"Nur wenn wir die Verantwortung der damaligen Regierung anerkennen, können wir eine Zukunft errichten, in der so etwas nie wieder geschieht." Er hoffe, dass die rund 5600 Entschädigungszahlungen, die Opfer oder ihre Angehörigen beantragt hätten, bis Ende des Jahres ausgezahlt würden, sagte der Ministerpräsident. Es war das dritte Mal, dass Verhofstadt sich öffentlich für die Deportation belgischer Juden in der NS-Zeit entschuldigte.

Ab 1942 Judenstern Pflicht

Ein von der Regierung in Auftrag gegebener Bericht hatte im Februar festgestellt, dass das Verhalten der belgischen Behörden seinerzeit "einer Demokratie unwürdig" gewesen sei. Demnach kam Belgien im Jahr 1940 dem Antrag der Nationalsozialisten nach, die jüdische Bevölkerung namentlich aufzulisten; ab 1942 mussten die Juden in allen belgischen Städten außer Brüssel und Lüttich den Judenstern tragen.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten in Belgien schätzungsweise 56.000 Juden. Etwa 25.000 von ihnen, also fast die Hälfte, wurden während des Krieges ins Konzentrationslager Auschwitz gebracht. Nur rund 1200 von ihnen überlebten. Insgesamt töteten die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg rund sechs Millionen europäische Juden. (tso/AFP)

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