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Laut New York Times steckt Obama selbst hinter dem Cyberangriff auf den Iran.

© dpa

Bericht: „Stuxnet“ stammt aus USA und Israel: Obama soll Cyberangriff selbst angeordnet haben

Der Stuxnet-Wurm hat vor knapp zwei Jahren IT-Sicherheitsexperten aufgeschreckt. Nun berichtet die „New York Times“, Stuxnet sei Teil eines geheimen Cyberwar-Programms gewesen, das von US-Präsident Obama persönlich betreut worden sei.

Zu dieser Enthüllung erwartet niemand ernsthaft ein Dementi. Die erfolgreiche Cyberattacke vor zwei Jahren gegen Irans Atomprogramm wurde direkt von US-Präsident Barack Obama angeordnet, schreibt David Sanger, der Washington-Korrespondent der „New York Times“ in einem Buch, das am kommenden Dienstag in den Handel kommt und am Freitag von der Zeitung in Auszügen veröffentlicht wurde. Mit dem gemeinsam von Amerikanern und Israelis entwickelten Computerwurm „Stuxnet“ wurden im Juni 2010 rund 1000 der 5000 Zentrifugen in der Urananreicherungsanlage in Natans zerstört. Für seine Recherchen hat Sanger anderthalb Jahre lang Interviews mit Offiziellen aus den USA, Europa und Israel geführt, die an dem Programm beteiligt waren, aber auch mit Außenstehenden. Allerdings wollte keiner von ihnen namentlich zitiert werden.

Für Wahlkämpfer Obama kommt das Buch, das ihn auf dem Cover zeigt, nicht unpassend. Ohne dass er selbst die geheimen Pläne für die Cyberattacken offenlegen muss, zeigt es ihn als tatkräftigen Präsidenten. Nach der Tötung von Al- Qaida-Anführer Osama bin Laden durch US-Eliteeinheiten im Mai 2011 kann er den Cyberschlag gegen Teheran als weiteren Erfolg verbuchen.

Als der Stuxnet-Wurm von Computersicherheitsfirmen entdeckt wurde, fanden die Experten schnell heraus, dass der Iran das Angriffsziel sein müsse. Die komplexe Programmierung und der Umstand, dass zur Herstellung des Wurms gleich mehrere bis dahin unbekannte Sicherheitslücken genutzt wurden, nährten zudem die Vermutung, dass westliche Geheimdienste dahintersteckten.

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Die Entwicklung des Virus geht Sanger zufolge auf Obamas Vorgänger George W. Bush zurück, der das Programm 2006 unter dem Namen „Olympic Games“ initiiert hatte. Zusammen mit der israelischen Spezialeinheit 8200, die über detaillierte Kenntnisse der Anlage in Natans verfügte, wurde von einer Gruppe des United States Strategic Command das Virus „The Bug“ entwickelt. Zum Test sei eine iranische P1-Zentrifuge nachgebaut worden. Dabei wurden bauähnliche Teile von Gaddafis 2003 eingestelltem Atomprogramm benutzt, das in die USA verkauft worden war.

Unter Führung von Obama wurde Sangers Recherchen zufolge die Entwicklung von „Stuxnet“ forciert. Obama habe das Programm betreut und jeden weiteren Schritt persönlich autorisiert, schreibt der Korrespondent. Über den Erfolg der Aktion wird indes gestritten. Das Weiße Haus glaubt, Stuxnet habe das iranische Atomprogramm um 18 bis 24 Monate zurückgeworfen. Andere Experten befürchten indes, Iran habe die Urananreicherung schnell wieder hochfahren können und verfüge nun über genug Material für mindestens fünf Atomwaffen.

Amerikas Cyberattacken müssen nicht auf den Iran beschränkt bleiben, merkt der „NY Times“-Korrespondent an. So soll es bereits offizielle Anfragen gegeben haben, um mit dieser Technik aggressiver gegen Nordkorea vorzugehen. Auch in Richtung des chinesischen Militärs oder zur Unterstützung der syrischen Opposition habe es bereits Anfragen gegeben. Dabei ist die technische Infrastruktur keines anderen Landes so abhängig von Computersystemen wie die der USA.

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