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Politik: Berliner Modell gegen junge Kriminelle

Schläger sollen schneller bestraft werden / Jeder „Schwellentäter“ bekommt einen festen Staatsanwalt

Berlin - Berlins Ankläger wollen mit einem neuen Ansatz gegen junge Gewalttäter vorgehen. Nach den jugendlichen Serientätern nimmt die Staatsanwaltschaft jetzt die nächste Gruppe ins Visier: die sogenannten Schwellentäter. Jugendliche, die mehr als fünf Mal zugeschlagen oder andere beraubt haben, sollen ab sofort schneller und wirksamer die Folgen ihrer Taten zu spüren bekommen.

„Ab jetzt ist für jeden von ihnen ein fester Staatsanwalt zuständig“, kündigten Berlins Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD), Staatssekretär Hasso Lieber, Generalstaatsanwalt Ralf Rother und der Moabiter Chefankläger Andreas Behm im Gespräch mit dem Tagesspiegel an. Ungefähr 1200 jugendliche Straftäter werden in dem bundesweiten Pionierprojekt auf die rund 60 Berliner Jugendstaatsanwälte verteilt. Zusätzlich will die Justiz noch stärker Schulen, die Polizei und vor allem die Familien junger Delinquenten einbeziehen, unter anderem durch Vernehmungen in der Wohnung – im Beisein der Eltern. „Die bekommen oft gar nicht mit, was ihr Kind in der Freizeit treibt“, sagte Generalstaatsanwalt Rother.

Mit dem Projekt „Schwellentäter“ will die Justiz kriminelle Karrieren unterbrechen und verhindern, dass aus den Jugendlichen sogenannte Intensivstraftäter werden, die mehr als zehn oder eben mehrere besonders schwere Straftaten begangen haben. „Bei Schwellentätern kann man besser gegensteuern, weil sie oft noch beeinflussbar sind“, sagt Chefankläger Behm. „Das Ziel ist, dass weniger Menschen zu Opfern dieser Täter werden“, sagt Justizsenatorin von der Aue.

In den meisten Fällen sind es gleichaltrige Jugendliche, die unter der Gewalt der jugendlichen und meist männlichen Täter leiden. Die Opfer werden auf dem Schulweg bedroht, ihrer Wertsachen beraubt, geschlagen und getreten – oftmals, ohne dass die Täter überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden. Wegen wechselnder Zuständigkeiten und einem fehlendem Austausch von Informationen hatten die Staatsanwälte bisher oftmals keinen vollständigen Überblick über die kriminelle Vorgeschichte der jungen Delinquenten.

Das neue Konzept sieht vor, dass die Staatsanwälte künftig noch enger mit den für die Jugendlichen zuständigen Polizeibeamten zusammenarbeiten, damit nach einem erneuten Fall das weitere Vorgehen umgehend beraten werden kann. Außerdem sollen die Jugendstaatsanwälte öfter raus aus ihren Amtsstuben: Zukünftig wollen die Ankläger auch Vertreter für die besonderen Problemkieze abstellen, die in enger Zusammenarbeit mit Kiezbeauftragten, Quartiersmanagern und Streetworkern vor allem die Jugendgruppengewalt angehen sollen.

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