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Berliner Rede: Köhler fordert mehr Geld für Bildung

Bundespräsident Horst Köhler hat größere Anstrengungen für die Bildung in Deutschland gefordert. Bildungschancen seien Lebenschancen, die nicht von der Herkunft abhängen dürften.

Berlin - "Wir brauchen angemessene Finanzmittel für alle Bereiche des Bildungssystems, denn unsere Bildungsausgaben sind insgesamt zu niedrig", sagte Köhler in seiner "Berliner Rede" in der Kepler-Oberschule im Berliner Stadtteil Neukölln. Nur jeder zehnte Euro, den die öffentliche Hand in Deutschland ausgibt, fließe in das Bildungssystem, rügte Köhler in seiner Rede mit dem Titel: "Bildung für alle".

Bei den Ausgaben für die allgemeinbildenden Schulen liege Deutschland deutlich unter dem Durchschnitt der OECD-Länder, "und der Abstand hat über die letzten Jahre zugenommen", kritisierte Köhler laut vorab verbreitetem Redemanuskript. "Wer an der Bildung spart, spart an der falschen Stelle", mahnte das Staatsoberhaupt.

Köhler: Umverteilung löst das Problem nicht

Der Bundespräsident warnte vor dem "Trugschluss", das Problem durch eine bloße Umverteilung innerhalb der Bildungsausgaben lösen zu wollen. "So richtig es ist, dass wir mehr Geld für die frühkindliche Bildung und Erziehung ausgeben müssen, so falsch wäre es, dafür beispielsweise die Hochschulausgaben zu kürzen", sagte Köhler.

Genauso kurzsichtig sei die Vorstellung, man könnte sinkende Schülerzahlen zum Anlass nehmen, um die Ausgaben für Schule und Bildungswesen zu kürzen. "Sinkende Schülerzahlen eröffnen finanzielle Spielräume und neue Gestaltungsmöglichkeiten. Machen wir was daraus!", forderte der Bundespräsident.

Er wisse um die schwierige Kassenlage der Länder und kenne die Nöte der Haushaltspolitiker. "Aber ohne ausreichende und effektive Bildungsausgaben wird der Weg zu gesunden Staatsfinanzen noch schwieriger", sagte Köhler und fügte hinzu: "Deshalb müssen wir den Mut und die politische Kraft haben, anderes zugunsten der Bildung zurückzustellen."

"Bildung beginnt in der Familie"

In seiner Grundsatzansprache betonte der Bundespräsident: "Bildung beginnt in der Familie". In manchen Schulen sei es für die Lehrer "nahezu unmöglich", ihre Aufgabe zu erfüllen, weil in den Elternhäusern und im sozialen Umfeld der Schüler schon so viel versäumt worden sei. Engagierte Pädagogen nannte Köhler daher "Helden des Alltags".

Der Bezirk Neukölln war unter anderem durch gewalttätige Auseinandersetzungen in der Rütli-Hauptschule in die Schlagzeilen geraten. Die Tradition der "Berliner Rede" wurde 1997 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog begründet. (tso/AFP/ddp)

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