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Berlusconi: Papis Praktikantin

Der Besuch Berlusconis beim Fest zum 18. Geburtstag der Neapolitanerin Noemi Letizia, der maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass seine Gattin Veronica die Scheidung einreichen will, bleibt für Italiens Regierungschef eine Belastung

In ihrer gestrigen Ausgabe schreibt die römische Zeitung „La Repubblica“, Berlusconi habe die junge Frau, die ihn liebevoll „Papi“ nennt, bei mindesten einer Gelegenheit schon früher und ohne Begleitung ihrer Eltern gesehen. Sollte der Bericht zutreffen, würde dies bedeuten, dass der Cavaliere öffentlich gelogen hat: Berlusconi beteuerte mehrfach, dass er Noemi nur durch ihre Eltern kenne und sich außerhalb des familiären Umfelds nie mit ihr getroffen habe.

Die „Repubblica“ dagegen behauptet, Noemi habe – ohne ihre Eltern – am 19. November an einem Abendessen in der repräsentativen Villa Madama in Rom teilgenommen, zu welchem Berlusconi Minister und Vertreter der Industrie und der Modebranche geladen hatte, darunter Santo Versace, Leonardo Ferragamo und Paolo Zegna. Die linksliberale Zeitung beruft sich in ihrem Bericht auf verschiedene, allerdings nicht namentlich genannte Teilnehmer der illustren Runde. Berlusconi habe Noemi als „Tochter von guten Freunden in Neapel“ vorgestellt, die ein „Praktikum“ absolviere und bei dieser Gelegenheit die „großen Protagonisten der Mode“ kennenlernen möchte.

Die damals 17-Jährige habe an Berlusconis Tisch gesessen. Anschließendsei sie in einer Limousine davongefahren worden – hinter dem Dienstwagen des Premiers. Die „Repubblica“ hatte schon vor rund einer Woche auf verschiedene Ungereimtheiten in den Erklärungen Berlusconis zur „Causa Noemi“ aufmerksam gemacht und dem Premier schriftlich zehn Fragen gestellt. Statt einer Antwort erhielt „Repubblica“ Schmähungen und Drohungen. Auf einer Pressekonferenz erklärte der Premier: „Ich wüsste nicht, warum ich euch über private Angelegenheiten einer befreundeten Familie Auskunft geben sollte. Ihr seid eine Presse, derer man sich schämen muss.“ Der Chefredakteur von „Repubblica“ Ezio Mauro, der diese Woche auf Einladung von FU-Italienzentrum und Italienischem Kulturinstitut in Berlin war, sagte dazu dem Tagesspiegel, es sei Sache ganz Europas, wenn ein europäischer Regierungschef sich weigere, Rede und Antwort zu stehen. Er freue sich, dass etliche große europäische Zeitungen dies jetzt thematisierten. dsr/ade

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