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Berlusconis Italien: Großdemo für Pressefreiheit in Rom

Großdemonstration für die Pressefreiheit in Berlusconis Italien – und auch Redaktionen von dessen eigenen Medien waren mit dabei.

In Rom haben Zehntausende gegen Silvio Berlusconis „Knebelung der Medien“ und für die Pressefreiheit demonstriert. Die Kundgebung am Samstag war von der nationalen Journalistengewerkschaft FNSI ausgerufen und von oppositionellen Parteien sowie den Redaktionskomitees vieler Medien getragen worden. Darunter waren nicht nur „La Repubblica“ und die anderen Zeitungen, deren „Journalisten-Schurken“ laut Berlusconi „notorisch links“ sind, sondern auch die nationale Nachrichtenagentur Ansa, das Wirtschaftsblatt des Industrie-Dachverbandes Confindustria, „Il Sole 24 Ore“, die Fiat-eigene Tageszeitung „La Stampa“ und die katholischen Blätter „L’Avvenire“ und „Famiglia Cristiana“. Sogar Redaktionskomitees aus Berlusconis TV-Imperium Mediaset unterstützten sie.

Die Veranstalter sprachen von 300 000 Teilnehmern, die Polizei von 60 000. Beinahe zur selben Stunde wurde das Urteil eines Mailänder Zivilgerichts bekannt, demzufolge Berlusconis Konzern „Fininvest“ 750 Millionen Euro Schadenersatz an den Erzrivalen Carlo De Benedetti zahlen muss. Berlusconi hatte 1991, als Konkurrenz De Benedettis, das Verlagshaus Mondadori unter seine Kontrolle gebracht, aber nicht auf legalem, sondern auf dem Bestechungsweg. De Benedetti gibt heute die „Repubblica“ sowie das Wochenmagazin „L’espresso“ heraus – die in der Berlusconi-Kritik führenden Medien.

Wie man’s richtig macht im Reich von Silvio I., das hat der erste Kanal des Staatsfernsehens Rai am Dienstag vorgeführt. Berlusconi beging seinen 73. Geburtstag, und die Aktuelle Redaktion gratulierte ihm telefonisch im Morgenmagazin. Berlusconi durfte über die „Wunder“ schwadronieren, die seine Regierung gewirkt habe. Wie man’s falsch macht im Reich von Silvio I., das hat Moderator Michele Santoro vorgeführt. Ihm kam es in den Sinn, die Italiener über die Frauenaffären ihres Regierungschefs aufzuklären. Das war insofern sensationell, als das Staatsfernsehen ein halbes Jahr lang beinahe jede Information dazu verweigert hatte. Diese ganz spezielle Art von Zensur wirkte schon deshalb, weil die Italiener sich zu 80 Prozent allein aus dem Fernsehen informieren. Und dieses kontrolliert zu 80 Prozent Berlusconi.

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