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Bernd Lucke und die AfD: Der Erfolg kommt von Links

Die AfD sitzt nach Sachsen nun auch in den Landtagen von Brandenburg und Thüringen. Wer hat die Partei gewählt? Eine Überraschung: Der größte Zulauf kam von ehemaligen Wählern der Linken.

AfD-Chef Bernd Lucke ließ bei der Pressekonferenz am Montagmorgen im Berliner Regierungsviertel Zettel verteilen, „Datenblätter“, wie der VWL-Professor sagte. Sie sollten eine These untermauern, die er schon seit langem vertritt. Dass nämlich die AfD eine „kleine Volkspartei“ sei. Ein durchaus hochtrabender Anspruch für eine Partei, die es erst seit eineinhalb Jahren gibt. Lucke aber sagt, er wolle den Blick darauf lenken, dass die AfD Zuspruch erhalte aus verschiedensten Teilen der Bevölkerung.

Das trifft nach Analysen von Meinungsforschern tatsächlich zu – zumindest wenn man die beiden Landtagswahlen vom Wochenende betrachtet. Die überraschendste Erkenntnis vielleicht: Am schwersten tat sich die AfD bei älteren Wählern. In Brandenburg zum Beispiel wählten nur neun Prozent der über 60-Jährigen AfD. Dass die Partei am Ende zweistellig wurde, hat sie allein ihren jüngeren Anhängern zu verdanken. 15 Prozent der Wähler unter 45 Jahren votierten für sie.

Ein recht ausgewogenes Bild ergibt sich beim Blick auf die Bildungsabschlüsse von AfD-Wählern. Laut Infratest Dimap stimmten elf Prozent der Hauptschulabsolventen, die zur Wahl gingen, für die AfD, aber auch 14 Prozent der Wähler mit Abitur. Nur bei Wählern mit Universitätsabschluss schnitt die AfD etwas unter dem Durchschnitt ab (neun Prozent). Auffallend auch, dass 18 Prozent der Selbstständigen und 19 Prozent der Arbeiter AfD wählten, bei Arbeitslosen waren es 13 Prozent. Ein Problem hatte die AfD in der Vergangenheit bei Frauen. Mit einem Wert von zehn Prozent in Brandenburg hat sie hier inzwischen aufgeholt. Zumindest in diesem Bundesland gelang der Partei auch ein beträchtlicher Zuwachs, was die absoluten Zahlen betrifft: Während bei der Bundestags- und Europawahl jeweils rund 80 000 Bürger AfD wählten, waren es jetzt bei der Landtagswahl knapp 120 000.

Nur ein Drittel wählte die Partei als Denkzettel

Wichtig war Lucke bei der Pressekonferenz noch eine andere Zahl: Mehr als zwei Drittel hätten die AfD „wegen ihrer Inhalte gewählt“, nur knapp ein Drittel „als Denkzettel“. Auch hier bezog sich der AfD-Chef auf Daten, die Infratest Dimap erhoben hatte. Der Schluss, den Lucke daraus zieht: Es gehe den meisten Wählern der AfD nicht um „temporären Protest“. Dies spreche dafür, dass die AfD langfristig erfolgreich sein werde.

Interessant wird sein, welche Konsequenzen die in Wirtschaftsfragen bisher eher staatsskeptische Partei daraus ableitet, dass sie nun verstärkt aus dem linken Spektrum Zuspruch erhält. In Sachsen noch hatte sich die AfD als „konservative Volkspartei“ bezeichnet. Ein Slogan, den Parteichef Lucke weniger gerne hört. Mit 19 000 Stimmen bekam die AfD in Brandenburg den größten Zuwachs von ehemaligen Wähler der Linkspartei. Aber auch, und darauf ist die AfD besonders stolz, 12 000 bisherige Nichtwähler konnte sie animieren.

Fabian Leber

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