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Bernd Neumann: Ein Pragmatiker für die Kultur des Bundes

Mit dem Bremer CDU-Bundestagsabgeordneten Bernd Neumann (63) hat sich Angela Merkel für einen Pragmatiker in der Bundeskulturpolitik entschieden.

Berlin - Bernd Neumann ist seit 1998 der vierte Kulturstaatsminister nach dem Verleger Michael Naumann (SPD), dem Philosophie-Professor Julian Nida-Rümelin (SPD) und der früheren Hamburger Kultursenatorin Christina Weiss (parteilos).

Der gelernte Lehrer Neumann ist seit Jahren einflussreicher Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Ausschuss für Kultur und Medien, wo er durch ebenso hartnäckiges wie kenntnisreiches Nachfragen bei Anhörungen hervorgetreten ist. So ließ sich der Medien- und Filmfachmann Neumann auch im Disput mit Filmgrößen wie etwa dem Filmproduzenten Bernd Eichinger nicht durch Branchen-Interna verwirren, wenn es um genaues Zahlenmaterial ging, die das Parlament für seine Entscheidungen benötigte. Als Filmförderer hat er in den entsprechenden Gremien Hunderte von Drehbüchern gelesen. Für seine Parlamentskollegen organisierte er Sondervorführungen der Filme «Der Untergang» oder «Die Passion Christi».

Neumann ist seit 1975 Mitglied des CDU-Bundesvorstandes. Er gehört bereits seit 1987 dem Bundestag an und war früher auch Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium (1991-1998). Er gehört auch dem Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt (FFA) an.

Erst kürzlich hatte er Befürchtungen von verschiedenen Seiten, unter anderem des Deutschen Kulturrates, vehement widersprochen, das Amt des Kulturstaatsministers könnte in der großen Koalition «ausgehöhlt» oder gar «entmachtet» werden. «Auf der Grundlage des Koalitionsvertrages kann die Kulturszene sicher sein, dass sie mit der nächsten Bundesregierung einen stabilen und verlässlichen Partner haben wird», sagte er der dpa in Berlin. Alle entscheidenden Kulturbelange des Bundes, die geregelt werden müssten, seien im Koalitionsvertrag erwähnt. Den Koalitionsvertrag mit der SPD wertet er als solide Grundlage, mit der der nächste Kulturstaatsminister «gut arbeiten kann».

Seit über einem Vierteljahrhundert ist Neumann bereits Bremer Landesvorsitzender seiner Partei, was bundesweit noch keiner vor ihm geschafft hat. Ohne ihn läuft nichts in der Bremer CDU. Manch eines der knapp 4000 CDU-Mitglieder kennt gar keinen anderen Landesvorsitzenden mehr als Bernd Neumann. Seit dem 11. Juli 1979 führt er den Landesverband. Noch länger als an der Spitze der Landespartei hat es der Vater von zwei Kindern im Rundfunkrat von Radio Bremen ausgehalten: Anfang September schied er nach mehr als 30 Jahren aus und wechselte in den ZDF-Fernsehrat.

Der 63-Jährige kam 1942 in Westpreußen zur Welt. Der studierte Lehrer ist seit 1962 Mitglied der CDU. 1975, 1979 und 1983 trat er als Spitzenkandidat bei der Bremer Bürgerschaftswahl an, musste sich aber stets mit der Oppositionsbank begnügen. 1987 wechselte er vom Landesparlament in den Bundestag.

Sein Hauptarbeitsplatz ist heute zwar Berlin, doch in Bremen mischt Neumann noch immer kräftig mit. Hier entwickelte er sich auf CDU-Seite zum Stützpfeiler der großen Koalition und ist immer zur Stelle, wenn es kriselt. Der aus dem Amt geschiedene Regierungschef Henning Scherf (SPD) sagte soeben über ihn: «Bernd Neumann und ich haben in den letzten Jahren eine ganz wunderbare Nähe entwickelt.»

Bislang hat sich der CDU-Patriarch an der Weser nicht festlegen lassen, wie lange er als Parteichef noch weitermachen will. «Die Frage wird mir schon seit 10 bis 15 Jahren gestellt. Die Antwort lautet damals wie heute: Ich bin immer auf zwei Jahre gewählt. Wenn die vorbei sind, schau'n wir mal.»

(tso/dpa)

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