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Ante Gotovina kurz vor seinem Freispruch im Berufungsverfahren.

© dapd

Berufungsverfahren: Überraschender Freispruch vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal

Der kroatische Ex-General Ante Gotovina ist vom UN-Kriegsverbrechertribunal im Berufungsverfahren freigesprochen worden. In Kroatien jubeln und feiern zehntausende Menschen das überraschende Urteil.

Der kroatische Ex-General Ante Gotovina ist vom UN-Kriegsverbrechertribunal im Berufungsverfahren überraschend freigesprochen worden. Die Berufungskammer des Tribunals sprach neben Gotovina am Freitag auch den mitangeklagten Ex-General Mladen Markac frei. Die beiden waren vom UN-Tribunal 2011 wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beim Vorgehen gegen die serbische Bevölkerung in Kroatien zu 24 Jahren und 18 Jahren Haft verurteilt worden. Nun urteilte das Tribunal jedoch, es sei nicht erwiesen, dass die Vertreibung von rund 200 000 Serben am Ende des kroatischen Bürgerkrieges (1991-1995) durch die beiden wichtigsten Offiziere des damaligen Heeres geplant war. Das sagte der Vorsitzende Richter Theodor Meron in der Begründung seines Urteils.

Gotovina war Befehlshaber der „Operation Sturm“, bei der kroatische Armeeeinheiten 1995 die von ethnischen Serben kontrollierte Region Krajina eroberten. Viele Kroaten sehen den ehemaligen General noch immer als Volksheld. Auf dem Hauptplatz in Zagreb wurde die Urteilsverlesung auf einem riesigen Bildschirm vor tausenden Menschen direkt übertragen. Ganz Kroatien reagierte auf den Freispruch der beiden Generäle mit unbeschreiblichem Jubel. Zehntausende Menschen feierten auf den zentralen Plätzen aller größeren Städte. Die Menschen lagen sich nach dem Urteil weinend und singend in den Armen.

Die beiden 57 Jahre alten Generäle wurden sofort auf freien Fuß gesetzt. Der kroatische Staatspräsident schickte sein Dienstflugzeug, um die beiden heute immer noch als Kriegshelden verehrten Offiziere aus Den Haag nach Hause zu bringen. „Kroatien ist unschuldig“, jubelten die Zeitungen. Kroatische Journalisten in den TV-Sendern stockten bei der Übertragung des völlig unerwarteten Urteils wiederholt vor Rührung. „Das schreibt Geschichte“, reagierten zufriedene Bürger, unter ihnen auch viele Kriegsinvaliden.

Beim Urteilsspruch im Jahr 2011 hatte es geheißen, Gotovina sei für Mord und Plünderungen bei der Vertreibung von 200 000 Serben während der Balkan-Kriege 1995 verantwortlich. Damals seien Dutzende Menschen ums Leben gekommen, als während der Wiedereinnahme der Krajina-Region durch kroatische Kräfte Städte und Dörfer beschossen wurden. Gotovina hatte sich für nicht schuldig erklärt.

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