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Politik: Beschuss von Buddha-Statuen: Taliban lassen sich durch Protest nicht stoppen

Die berühmten Buddha-Statuen im Bamian-Tal sind nach Angaben der afghanischen Taliban-Miliz bereits zu drei Vierteln zerstört. Mit Sprengstoff, Hämmern und Schaufeln würden die über 1500 Jahre alten Stein-Giganten abgetragen, sagte der afghanische Informationsminister Mawlawi Quudratullah Jamal am Samstag in Kabul.

Die berühmten Buddha-Statuen im Bamian-Tal sind nach Angaben der afghanischen Taliban-Miliz bereits zu drei Vierteln zerstört. Mit Sprengstoff, Hämmern und Schaufeln würden die über 1500 Jahre alten Stein-Giganten abgetragen, sagte der afghanische Informationsminister Mawlawi Quudratullah Jamal am Samstag in Kabul. Im ganzen Land habe die von Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar angeordnete Zerstörung sämtlicher religiösen Statuen begonnen. Sie werde noch zwei bis vier Tage dauern.

Unterdessen traf der Sonderbeauftragte der UN-Kulturorganisation Unesco, Jean Lafrance, in Pakistan ein, wo er im Gespräch dem afghanischen Botschafter gegen die Zerstörung der Kulturgüter protestieren wollte. Am Sonntag will Lafrance nach Kandahar in Süd-Afghanistan reisen, um beim Taliban-Außenminister Wakil Ahmad Mutawakil zu protestieren. Die radikal-islamischen Taliban hatten die Vernichtung aller Figuren aus vorislamischer Zeit aus religiösen Gründen angeordnet. Sogar islamische Länder verurteilten den Angriff auf die Statuen - darunter auch Pakistan, der engste Verbündete der Taliban. Mehrere Bemühungen zur Rettung des wertvollen Kulturerbes waren gescheitert.

Die Zerstörung der 50 und 34 Meter hohen Buddha-Statuen von Bamian sei "keine große Angelegenheit", fügte Jamal hinzu: "Sie sind nur aus Lehm und Stein gemacht." Auf den Einsatz von Raketen und Panzergeschossen könnten die Taliban weitgehend verzichten. Es sei deutlich einfacher, die Statuen zu zerstören, als sie zu bauen, unterstrich Jamal.

Die Statuen stammen aus dem dritten und fünften Jahrhundert. Die höhere der beiden gilt als die weltweit größte Darstellung eines stehenden Buddhas. Die Figuren gehörten zu einer Klosteranlage, die bis zum achten Jahrhundert existierte; die Gegend wurde erst im elften Jahrhundert islamisiert. Im afghanischen Bürgerkrieg waren die Statuen bereits durch Artileriefeuer beschädigt worden.

UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte die in Afghanistan regierenden Taliban am Freitag aufgerufen, die von der Zerstörung bedrohten religiösen Statuen dem New Yorker Metropolitan Museum of Art zu überlassen. Das Museum hatte angeboten, Experten vor Ort zu schicken und alle beweglichen Statuen ohne Rücksicht auf die Kosten aus Afghanistan fortzuschaffen. Auch der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Francesc Vendrell, bemüht, über den pakistanischen Militärmachthaber General Musharraf Druck auf die Taliban auszuüben.

Hintergrund: Stichwort: Die Buddha-Statuen von Bamiyan Die Taliban begannen ihren Siegeszug 1994 mit Hilfe Pakistans

Die Taliban kamen vor mehr als vier Jahren in Afghanistan an die Macht. Ihr Ziel ist die Einigung des von Bürgerkriegen zerrissenen Landes zu einem Gottesstaat, in dem alles fremde Gedankengut verboten ist. Obwohl der Islam ein Bilderverbot kennt, waren die Zeugnisse anderer Religionen auch nach der Islamisierung Afghanistans im 9. Jahrhundert weitgehend intakt geblieben.

Die Deutsche Stiftung für UN-Flüchtlingshilfe warnt unterdessen vor einer humanitären Katastrophe in dem vom Bürgerkrieg zerstörten Afghanistan. "Ich habe ein Meer von Menschen gesehen, die in unglaublichem Elend leben", sagte Kenzo Oshima, UN-Koordinator für humanitäre Angelegenheiten, zur Situation in pakistanischen Flüchtlingslagern.

Mehr als 180 000 Afghanen sind über die Grenzen geflüchtet, hieß es. In Afghanistan irrten eine halbe Million Menschen auf der Suche nach Wasser und Nahrung durch das Land. Mindestens eine Million Menschen seien von einer Hungerkatastrophe bedroht, sagte Oshima.

Die Kinder seien die Schwächsten und damit die ersten Opfer von Hunger und Kälte. Um die Katastrophe zu verhindern, seien weitere Spenden und Unterstützung dringend notwendig, hieß es in der Mitteilung. In den völlig überfüllten Flüchtlingslagern werde die Lage immer bedrohlicher. Die hygienischen Bedingungen seien katastrophal.

Die Deutsche Stiftung für UNO-Flüchtlingshilfe unterstützt nach ihren Angaben den Bau von Hütten und hat für zusätzliche Nothilfe- Maßnahmen 100 000 Mark bereitgestellt.

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