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Politik: Beslan und das Schweigen der Geheimdienste

Moskau - Wieder nichts. Eigentlich wollte der parlamentarische Untersuchungsausschuss am Mittwoch endlich seinen Abschlussbericht zum Geiseldrama in der Schule von Beslan vorlegen.

Moskau - Wieder nichts. Eigentlich wollte der parlamentarische Untersuchungsausschuss am Mittwoch endlich seinen Abschlussbericht zum Geiseldrama in der Schule von Beslan vorlegen. Doch in letzter Minute musste der Ausschussvorsitzende Alexander Torschinq wieder einmal einen Rückzieher machen. Russlands Geheimdienste verwehrten den Volksvertretern Einsicht in brisante Akten – vor allem in das Archiv des tschetschenischen Separatistenchefs Aslan Maschadow, den eine Anti-Terror-Einheit vom Inlandsgeheimdienst FSB Anfang März „liquidierte".

Das Zögern der Geheimdienste ist nur zu verständlich. Maschadows in London lebender Emissär Ahmed Zakajew hatte dieser Tage bei Radio „Echo Moskwy" aus dem Nähkästchen geplaudert. Demzufolge hatte er während des Geiseldramas Anfang September letzten Jahres die FSB-Führung telefonisch kontaktiert, um im Auftrag Maschadows dessen Vermittlung anzubieten. Ohne jegliche Vorbedingungen und ohne Garantien für die persönliche Sicherheit Maschadows. Der FSB lehnte dennoch ab und stürmte tags darauf die Schule. Ergebnis: mehr als 330 Tote, 186 davon Kinder.

Im Augenblick ermitteln drei Kommissionen: Die russische Generalstaatsanwaltschaft, die von Duma und Senat eingesetzte Kommission und der Untersuchungsausschuss, den das Parlament der nordkaukasischen Teilrepublik Nordossetien einsetzte. Der legte seinen Abschlussbericht schon im November vor, konnte bei Politik, Polizei und Geheimdiensten weder Versäumnisse noch Fehlleistungen entdecken und erfüllte daher die schlimmsten Befürchtungen der Hinterbliebenen.

Selbsthilfegruppen der Opfer gingen bereits auf die Barrikaden. Damit – so die Präsidentin des Komitees „Stimme von Beslan“, Ella Kessajewa – werde den Verantwortlichen quasi ein Persilschein ausgestellt. Sie fürchtet, dass alles auf den einzigen Überlebenden der 30 Terroristen abgewälzt werden soll. Nurpascha Kulajew wird gegenwärtig in Nordossetien der Prozess gemacht.

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