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Politik: Besorgt weist der Naturschutzbund auf die hohe Zahl vom Aussterben bedrohter Tiere und Pflanzen hin

Das 20. Jahrhundert wird für den Naturschutzbund (Nabu) als Epoche großer Umweltzerstörung in die Geschichte eingehen.

Das 20. Jahrhundert wird für den Naturschutzbund (Nabu) als Epoche großer Umweltzerstörung in die Geschichte eingehen. "Noch nie zuvor wurde in so kurzer Zeit eine vergleichbare Naturvernichtung und ein so weitgehender Raubbau an Ressourcen betrieben", sagte Nabu-Präsident Jochen Flasbarth am Montag in Bonn. Die Veränderung des Weltklimas, die Belastung der Weltmeere, das Artensterben und die Vernichtung von Wäldern seien erschreckende Belege für die bedrückende Erblast, die der Menschheit im nächsten Jahrhundert aufgebürdet werde.

Lediglich ein Fünftel der Menschheit in den reichen Industrieländern trage die Hauptverantwortung für diese vernichtende Bilanz. In Wahrheit hätten nicht die Entwicklungsländer Schulden bei den Industrienationen, sondern die Industrienationen eine große Hypothek gegenüber den armen Ländern und gegenüber der Zukunft abzutragen, betonte Nabu-Geschäftsführer Gerd Billen.

Für die Bundesrepublik zog der Nabu eine zwiespältige Bilanz. Erfolgen bei der Luft- und Wasserqualität stünden eine insgesamt zu zögerliche Umweltpolitik und Defizite vor allem beim Naturschutz gegenüber. Die Erfolge in der Umweltpolitik seien vor allem der Beteiligung und dem Engagement von Bürgern zu verdanken, das daher weiter ausgebaut werden müsse.

Der naturzerstörerische Flächenverbrauch halte in Deutschland unvermindert an. "Heute werden immer noch 120 Hektar pro Tag neu versiegelt - das ist eine Fläche von etwa 200 Fußballplätzen", erläuterte Flasbarth. Mit insgesamt 6200 Naturschutzgebieten und 13 Nationalparks gebe es derzeit zwar fast sechsmal so viele geschützte Gebiete in Deutschland als noch Mitte der siebziger Jahre. Allerdings seien die meisten viel zu klein.

Als Resultat des mangelhaften staatlichen Naturschutzes würden die Listen der vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten in Deutschland immer länger, unterstrich Flasbarth. Heute gelten fast die Hälfte aller Vögel, etwa vier von fünf Kriechtierarten und fast ein Drittel aller Farn- und Blütenpflanzen als ausgestorben oder bedroht.

Global seien der Schutz der biologischen Vielfalt und der Klimaschutz die zentralen umweltpolitischen Herausforderungen für das kommende Jahrhundert, sagte der Nabu-Präsident. Hier seien größte Anstrengungen seitens des Bundes und der Länder nötig. Zwar habe es zuletzt auf Bundesebene erste richtige Weichenstellungen gegeben, aber insgesamt müsste man von weit mehr verpassten Gelegenheiten sprechen. Traurige Beispiele seien die Verkehrs- und Agrarpolitik. Der Nabu begrüßte das Festhalten der rot-grünen Regierung an dem Ziel, die klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland von 1990 bis 2005 um 25 Prozent zu senken.

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