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Beteiligung: Banken wollen mithaften

Die deutschen Bankenverbände haben sich offenbar geeinigt, dass private Gläubiger an der Lösung der griechischen Schuldenkrise mitwirken. Wie könnte eine solche Beteiligung aussehen?

Einen „substanziellen“ Beitrag der Banken zum neuen Rettungspaket für Griechenland verlangt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Das Paket dürfte mehr als 100 Milliarden Euro umfassen – auf keinen Fall soll der Eindruck entstehen, dass schon wieder nur der Steuerzahler die Last schultert und sich die Finanzbranche fein raushält. Doch die Banken ins Boot zu holen, ist leichter gesagt als getan. Zwinge der Staat die Banken zu Milliardenbeiträgen, komme womöglich das gesamte Geldsystem ins Trudeln, warnen sie. Selbst eine neue Finanzkrise wie nach der Lehman-Pleite halten sie für möglich. Doch nun haben die Banker und Schäubles Leute einen Weg gefunden, die Banken zu beteiligen. Einziger Haken: Urheber des Modells sind die Franzosen – Deutschland macht beim Krisenmanagement erneut keine gute Figur.

Mit zehn Milliarden Euro sind die deutschen Banken in Griechenland engagiert, hinzu kommen die Papiere der Schrottbanken der WestLB und der Hypo Real Estate sowie die Hilfen der staatlichen KfW-Bankengruppe – alles in allem also 20 Milliarden. Nach einer ersten Variante könnten die Anleihen, die in den nächsten Jahren fällig werden, von Athen nur zum Teil getilgt werden. 70 Prozent des Geldes müssten die Investoren in neue Anleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren stecken. Diese Papiere würden aber Garantien bekommen, wären also vor einem Zahlungsausfall einigermaßen geschützt. Nach einer anderen Variante tauschen die Investoren einen Großteil ihrer Anlagesumme in neue Papiere mit fünfjähriger Laufzeit, deren Rendite aber geringer ist als bislang. Vorteil: Sie kommen früher an ihr Geld.

Über die Vor- und Nachteile beider Varianten verhandeln Banken und Regierung derzeit intensiv. An diesem Donnerstag will sich Schäuble mit den Verbänden treffen. Der Zeitdruck ist groß: Bis zum Sonntag soll auf jeden Fall eine Lösung her, hieß es am Mittwoch in Regierungskreisen – dann wollen die Finanzminister der Euro-Länder bei einem Treffen das Thema abhaken. „Die Materie ist kompliziert“, gibt allerdings ein Banken-Manager zu bedenken.

Der schwierigste Punkt ist es, die Rating-Agenturen ins Boot zu holen. Ihr Votum über die Banken-Beteiligung ist wichtig – sie müssen die Umschuldung als freiwillige Aktion der Institute einstufen. Stellen Moody's, Fitch & Co. dagegen einen Zwang fest, würden sie Griechenland sofort als zahlungsunfähig einstufen. Das würde Athen umgehend von den Finanzmärkten abschneiden, Investoren und womöglich Staaten weltweit in Nöte bringen. Ein offizielles Plazet der Rating-Agenturen gibt es bislang nicht.

Daneben strebt die Finanzbranche vor allem Sicherheit an. „Wir wollen auf keinen Fall diese Diskussion in einem Jahr erneut führen“, heißt es in Bankenkreisen. Genau das aber befürchtet FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle. „Ich bleibe dabei, dass es zum Zeitpunkt X zu einer Umschuldung kommen wird“, sagte er am Mittwoch.

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