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Bilawal

© AFP

Bhuttos Sohn neuer Parteichef: ''Demokratie ist die beste Rache''

Der 19-jährige Sohn der ermordeten pakistanischen Oppositionsführerin Benazir Bhutto, Bilawal Zardari, übernimmt den Vorsitz der Pakistanischen Volkspartei PPP. Stellvertreter wird sein Vater Asif Ali Zardari.

Drei Tage nach der Ermordung Bhuttos wurde ihr Sohn Bilawal zu ihrem Nachfolger an der Spitze der PPP ernannt. Der Vater von Bilawal Zardari, Bhuttos Witwer Asif Ali Zardari, wurde zum Ko-Vorsitzenden bestimmt, sagte ein hochrangiges PPP-Mitglied. Die Partei entschied sich zudem gegen einen Boykott der für den 8. Januar geplanten Parlaments- und Provinzwahlen. Zuvor hatte sich eine Wahlverschiebung abgezeichnet.

Bhutto habe ihren Mann für das Amt bestimmt, dieser habe es aber an ihren Sohn abgetreten, sagte ein PPP-Vertreter. Bilawal Zardari kündigte auf einer Pressekonferenz an, seine Partei werde mit "neuer Kraft" für die Demokratie kämpfen. "Demokratie ist die beste Rache." Der 19-Jährige hatte zuvor nach Angaben einer früheren engen Mitarbeiterin Bhuttos wenig Interesse an der Parteiführung gezeigt. "Er ist nicht sehr scharf darauf, hier die politische Bühne zu betreten", sagte Sherry Rehman. Mit Bilawal wird der PPP-Vorsitz in dritter Generation von einem Mitglied der Bhutto-Familie übernommen, nachdem Bilawals Großvater Zulfikar Ali Bhutto die Partei gegründet hatte.

Bhuttos Witwer wurde zum Ko-Vorsitzenden der PPP bestimmt. So kann er seinem Sohn zur Seite stehen, der derzeit noch in Oxford studiert. Bhuttos 51-jährige Schwester Sanam hatte nach Angaben eines Parteimitglieds jedes Parteiamt abgelehnt.

Kein Wahlboykott der PPP

Die PPP-Vertreter entschieden sich für eine Teilnahme an den anstehenden Wahlen. Die zweite große Oppositionspartei des Politikers Nawaz Sharif hatte eine Abkehr vom angekündigten Wahlboykott in Aussicht gestellt, wenn die PPP teilnimmt. Vor dem Sitzungsort versammelten sich tausende Bhutto-Anhänger, die Präsident Pervez Musharraf in Parolen als "Mörder" beschimpften.

Ein Aufschub der Wahlen um zehn bis zwölf Wochen sei eine "realistische" Option, sagte Tariq Azim von der Pakistanischen Mulimliga-Q (PML-Q), die Staatschef Musharraf unterstützt. Angesichts der angespannten Lage habe die PML-Q ihren Wahlkampf bereits ausgesetzt. Die pakistanische Wahlkommission hatte am Samstag eine Dringlichkeitssitzung für Montag angesetzt, weil durch die Unruhen der Wahlprozess "nachteilig beeinflusst" sei. Dann soll über den Wahltermin entschieden werden. Bei landesweiten Ausschreitungen kamen bis Sonntag mindestens 38 Menschen ums Leben. Noch größeres Chaos wurde nach dem Ende der dreitägigen Staatstrauer am Montag befürchtet.

Bhuttos Witwer fordert Untersuchung der UN

An der offiziellen Darstellung von Bhuttos Todesumständen werden unterdessen vermehrt Zweifel laut. Bhuttos ehemalige Sprecherin Rehman sagte am Samstag, sie habe mit eigenen Augen eine Schusswunde im Kopf der Toten gesehen, als sie an der Waschung des Leichnams teilgenommen habe. Die Erklärung des Innenministeriums, Bhutto sei durch einen Aufprall auf den Hebel des Autoschiebedachs gestorben, bezeichnete Rehman als lächerlich. Die Regierung in Islamabad erklärte sich zur Exhumierung der Leiche Bhuttos bereit. Bhuttos Witwer forderte eine Untersuchung des Mordes durch die Vereinten Nationen.

Bhuttos Vertrauter Safdar Abbassi bekräftigte gegenüber der britischen Tageszeitung "The Sunday Telegraph", dass die Politikerin erschossen worden sei. Ihre letzten Worte seien "Lang lebe Bhutto" gewesen. "Sie lächelte und war sehr glücklich", schilderte Abbassi Bhuttos letzte Momente.

Der Al-Qaida-Chef in Pakistan, Baitullah Mehsud, bestritt eine Verwicklung der Terrororganisation in Bhuttos Tod. Sein Sprecher Maulana Omar erklärte, es handele sich vielmehr um "eine Verschwörung der Regierung, der Armee und der Geheimdienste". (smz/dpa/AFP)

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