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Bildung: Gewerkschaft fordert Abschaffung der Hauptschulen

Die Kultusministerkonferenz hat ihre Bildungsziele für die Hauptschulen bis 2012 ausgesetzt. Für die Lehrergewerkschaft GEW ist das eine Kapitulationserklärung. Sie fordert deswegen, diese Schulform komplett einzustellen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Auflösung der Hauptschulen verlangt. Dieser Bildungsgang sei überholt, sagte die GEW-Vizevorsitzende Marianne Demmer am Donnerstag. Die Absicht der Kultusminister, die groß angekündigten länderübergreifenden Qualitätsüberprüfungen für die Hauptschulen jetzt "auf die lange Bank zu schieben", mache das Scheitern der nunmehr seit 30 Jahren erfolglos betriebenen Reparaturmaßnahmen an dieser Schulform deutlich.

Demmer reagierte damit auf die am Vortag bekannt gewordene Absicht der Kultusministerkonferenz (KMK), die bundesweiten Bildungsstandards für die Hauptschulen in den Fächern Mathematik und Englisch zunächst bis 2012 aussetzen - weil ein Großteil der Schüler das vereinbarte Mindestniveau nicht schafft. Zugleich sollen länderübergreifende Lernstandserhebungen zur Qualitätskontrolle an den Hauptschulen weitgehend beschränkt werden. Dies geht aus einer Beschlussvorlage der Länder-Staatssekretäre hervor. Verwiesen wird darin auf Ergebnisse der Pisa-Tests wie auch auf andere Untersuchungen, wonach in Mathematik rund 50 Prozent der Hauptschüler die Mindeststandards nicht erreichen. Rund 75 Prozent der Hauptschüler schaffen ersten Analysen zufolge auch nicht die geforderten Schreibleistungen im Fach Englisch.

Knapp ein Fünftel in Hauptschulen

Neue Pisa-Ergebnisse sollen am kommenden Dienstag veröffentlicht werden. Die Länder hatten beim Bildungsgipfel zugesichert, die Zahl der Abgänger ohne Hauptschulabschluss von derzeit rund acht Prozent eines Jahrganges zu halbieren. Bundesweit besuchen noch 18,9 Prozent der Fünftklässler eine Hauptschule. In mehreren Bundesländern sind Hauptschulen als eigenständige Schulform bereits abgeschafft.

Angesichts der Ergebnisse sei die "vollmundige KMK-Erklärung, die Quote der Schüler ohne Hauptschulabschluss bis 2012 zu halbieren, ein Witz", sagte Demmer. Bereits heute sei die Qualität des Abschlusses nicht in allen Fällen gegeben. Mit einer Niveauabsenkung sei aber niemandem gedient. Wissenschaftler wie auch die GEW hätten immer davor gewarnt, Bildungsstandards als Maßstab für zentrale Abschlussprüfungen vorzusehen. Dafür seien die Leistungsunterschiede in der föderalen Bundesrepublik zu groß. Demmer: "Bildungsstandards sind für die Schulen gut zur Orientierung, um gezielt mit individueller Unterstützung anzusetzen. Als Prüfungsstandards sind sie im Fall der Hauptschulen desaströs." (mhz/dpa)

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