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Politik: Birthler: Stolz auf 17. Juni

Stasi-Beauftragte kritisiert Verhältnis der Deutschen zur Freiheit

Berlin (Tsp). Die Chefin der Behörde für die StasiAkten, Marianne Birthler, hat ihren Landsleuten ein schwieriges Verhältnis zur Freiheit bescheinigt: „Ich habe den Eindruck, dass die Deutschen überhaupt Probleme mit der Freiheit haben", sagte Birthler. Umfragen zeigten, dass eine Mehrheit der Deutschen bereit sei, für mehr Sicherheit und soziale Gerechtigkeit auf Freiheitsrechte zu verzichten. Sie sei selbst gegen den US-Militäreinsatz gewesen, hätte aber „ein entspannteres Verhältnis zu den vielen Demonstrationen gehabt, wenn auch Protestzüge vor die irakische Botschaft gezogen wären". Birthler bot dem Irak die Hilfe ihrer Behörde bei der Aufarbeitung der Diktatur Saddam Husseins und der Auswertung von Unterlagen an.

Den Aufstand in der DDR im Juni 1953 rückte Birthler in die Nähe der Französischen Revolution: Der 17. Juni sei ein „Volksaufstand“ gewesen; es sei um freie Wahlen, um Demokratie und um die Einheit gegangen, und über eine Million Menschen hätten demonstriert: „In dieser Hinsicht konnte sich der 17. Juni neben der Französischen Revolution sehen lassen.“

Birthler bedauerte, dass die Menschen in der DDR nicht stolz auf diesen Tag gewesen seien. Einerseits hätten die DDR-Bürger resigniert, andererseits habe wohl noch in ihrer Generation die Legendenbildung der SED gewirkt, die den 17. Juni als faschistischen, reaktionären Putsch brandmarkte. „Noch nicht einmal die Opposition der achtziger Jahre achtete dieses Datum“, sagte Birthler. „Ich schäme mich nachträglich dafür.“

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