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Politik: Bis an die Grenze

Hilfsorganisationen bereiten in Jordanien den Einsatz im Krieg vor. Im Irak wird aber nur das Rote Kreuz aktiv sein

Wer denkt, nur das Pentagon halte seine Pläne im Hinblick auf den Irak geheim, der irrt. Auch die Hilfsorganisationen, die sich um die Folgen eines Krieges für die irakische Zivilbevölkerung kümmern werden, halten teilweise einen Schleier der Geheimhaltung über ihre Vorbereitungen. Dadurch wollen die Helfer den Eindruck verhindern, dass sie den Krieg bereits als Realität ansehen. Doch es besteht kein Zweifel: Die Vorbereitungen für humanitäre Hilfe im Kriegsfall laufen in Jordanien, ebenso wie in anderen Nachbarländern des Irak, auf Hochtouren.

Ein untrüglicher Indikator dafür ist die Ankunft von Vertretern des OCHA, des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe. Seit zwei Wochen ist Daniel Augstburger in Amman und erwartet noch Verstärkung. Jordanien hat dabei den Standortvorteil, dass die Behörden kooperativ sind und über Erfahrungen bei der Aufnahme von Flüchtlingen verfügen. Außerdem können über den Hafen von Aqaba große Mengen an Hilfsgütern ins Land gebracht werden. So geben sich die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen derzeit in Amman die Klinke in die Hand. In der vergangenen Woche waren Vertreter der Welthungerhilfe und von Cap Anamur in der Stadt. Der Leiter von Cap Anamur, Elias Bierdel, will die Hilfe seiner Organisation von Amman aus koordinieren, da er fürchtet, in Kuwait zu sehr von der US-Armee abhängig zu sein.

Die jordanische Regierung erklärt zwar bisher, dass die Grenzen im Kriegsfall für Flüchtlinge gesperrt würden. Doch anscheinend werden derzeit die Flüchtlingslager, die es im Golfkrieg von 1991 gab, auf jordanischer Seite der Grenze wiedereröffnet. Damals waren insgesamt 1,3 Millionen Menschen aus so genannten Drittländern durch Jordanien in ihre Heimatländer zurückgereist. Bei einem neuen Krieg wird mit weitaus weniger Menschen aus Drittländern gerechnet, weil kaum noch Ausländer im Irak arbeiten.

Die Caritas in Jordanien hat besondere Erfahrung bei der Hilfe für irakische Flüchtlinge: Sie betreut die Bedürftigsten der 300 000 Iraker, die derzeit oft illegal in Jordanien leben. „Wir behandeln monatlich 250 Iraker medizinisch, übernehmen jährlich die Krankenhauskosten für 1500 Menschen und sorgen dafür, dass 450 Flüchtlingskinder zur Schule gehen", erklärt Jamal Hattar. Für den Kriegsfall will die Caritas eine mobile Klinik an die Grenze schaffen sowie Lebensmittel und Kleider. Nach einem UN-Bericht wird damit gerechnet, dass im Kriegsfall bis zu 500 000 Menschen verletzt werden könnten. Man bereite sich darauf vor, 3000 bis 6000 Flüchtlinge zu versorgen. Allerdings kann die Caritas wie viele andere Organisationen erst tätig werden, wenn die Flüchtlinge in Jordanien angekommen sind. Von Bagdad bis zur Grenze müßten die Menschen dazu 400 Kilometer durch die Wüste zurücklegen.

Das Internationale Rote Kreuz (IKRK) wird daher die einzige Organisation sein, die im Kriegsfall Soforthilfe im Irak leisten kann. Die Organisation wird anders als die UN ihre ausländischen Mitarbeiter im Land im Kriegsfall nicht abziehen. Etwa 35 Ausländer und 320 Iraker arbeiten im Irak für das IKRK, in den Nachbarländern wird das Personal verstärkt. Lagerräume werden angemietet und Lastwagen bereitgestellt. Beobachter glauben, dass der Irak die größte Herausforderung für das Rote Kreuz werden könnte.

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