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Politik: Bischöfe: Fundamentalismus auf dem Vormarsch

Großereignis im Vatikan: Von Sonntag an beraten 250 katholische Bischöfe aus aller Welt über den Umgang mit der Bibel – gegen den Fundamentalismus, aggressive Sekten und die schwindende Lesekultur im Zeitalter des Internets. Formell handelt es sich bei der dreiwöchigen Tagung um die zwölfte ordentliche Generalversammlung der katholischen Bischofssynode.

Großereignis im Vatikan: Von Sonntag an beraten 250 katholische Bischöfe aus aller Welt über den Umgang mit der Bibel – gegen den Fundamentalismus, aggressive Sekten und die schwindende Lesekultur im Zeitalter des Internets.

Formell handelt es sich bei der dreiwöchigen Tagung um die zwölfte ordentliche Generalversammlung der katholischen Bischofssynode. Dieses für die Weltkirche repräsentative Organ wurde 1965 eingerichtet und soll – in den Worten Benedikts XVI. – „das kollegiale Miteinander der Bischöfe“ zum Ausdruck bringen. Bei aller Kollegialität untersteht sie „der Autorität des Papstes direkt und unmittelbar“; sie hat beratende, keine beschließende Funktion. Die Deutsche Bischofskonferenz entsendet die Oberhirten von Würzburg und Eichstätt, Friedhelm Hofmann und Gregor Maria Hanke, nach Rom, dazu den Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner nimmt auf Einladung des Papstes teil.

Nach der Synode vor drei Jahren, die über die Messfeier beriet, steht diesmal – offenbar auf Wunsch der Bischöfe selbst – das „Wort Gottes in Leben und Sendung der Kirche“ auf der Tagesordnung. Von der Bibel wird im Motto der Synode nicht direkt gesprochen, weil das „Wort Gottes“ nach katholischer Auffassung über „das Buch“ der Heiligen Schrift hinausgeht. Ergänzt beziehungsweise korrekt ausgelegt wird die Bibel demnach von der „lebendigen Tradition der kirchlichen Überlieferung“ sowie vom normgebenden Lehramt des Papstes.

Das unterscheidet die katholische Kirche von den evangelischen und bezeichnet im Inneren der Kirche selbst ein dauerndes Spannungsfeld. Andererseits sieht die katholische Kirche in ihrer Interpretation der Offenbarung eine „radikale Absage an jeglichen eigensinnigen Bibelfundamentalismus“. Das Vorbereitungsdokument zur Synode bedauert denn auch, dass der Fundamentalismus „auch unter Katholiken immer mehr Anhänger“ finde. Bischöfe vor allem aus Südamerika wiederum sehen sich der aggressiven Mission evangelisch- fundamentalistischer Sekten gegenüber.

Erörtern sollen die Bischöfe auch, wie die kirchliche Verkündigung „in die neue Kultur der modernen Kommunikation integriert“ werden kann. Erstmals wird auf einer katholischen Bischofssynode ein jüdischer Theologe sprechen. Benedikt XVI. hat den Oberrabbiner von Haifa, Schear-Jaschuw Cohen, eingeladen. Das jüdische Verständnis der Bibel könne „dem christlichen hilfreich sein“, schreibt das Vorbereitungsdokument: „Außerdem sei es erforderlich, jede Form des Antisemitismus zu überwinden.“ Darüber hinaus solle die vertiefte Beschäftigung mit der Bibel dem „dringlich werdenden“ Dialog mit dem Islam dienen.

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