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Politik: Bitte aufwachen!

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Wer will, wenn er nach lautem Klingeln das Haupt mühsam aus dem warmen Kopfkissen stemmt, als Erstes die Worte hören: Hallo, lieber Wähler, hier ist die FDP, guten Morgen, bitte aufwachen? Möglicherweise gibt es Menschen, die solche Ansprache in psychischen Extremsituationen schätzen.

Von Hans Monath

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Wer will, wenn er nach lautem Klingeln das Haupt mühsam aus dem warmen Kopfkissen stemmt, als Erstes die Worte hören: Hallo, lieber Wähler, hier ist die FDP, guten Morgen, bitte aufwachen? Möglicherweise gibt es Menschen, die solche Ansprache in psychischen Extremsituationen schätzen. In Hamburg wird ihnen der Wunsch heute erfüllt. Denn die FDP dort bietet einen telefonischen Weckdienst an: Auch eine originelle Art, in letzter Wahlkampfstunde an sich zu erinnern. Früher gab es Streit um das – auch nicht uneigennützige – Angebot der Union, ältere Mitbürger mit dem Fahrservice zur Urne zu chauffieren. Westerwelles Hamburger Truppen erwarten allerdings, dass ihr weckbedürftiges Klientel technisch voll auf der Höhe ist. Wer nicht über einen PC mit Internet-Anschluss verfügt, kann nämlich auch keine E-Mail an die Adresse „wecker@fdp-hh.de“ schicken und verschläft möglicherweise. Den eigenen Sympathisanten trauen die Liberalen einen recht ausschweifenden Lebensstil zu: Wer will, kann sich noch am frühen Abend um 17 Uhr aus den Federn reißen lassen. Oder hat die FDP plötzlich Wachschutzangestellte als Wähler entdeckt, die erst morgens zu Bett gehen? Melancholisch möchte man werden, wenn man länger über das jähe Ende der Traumzeit nachdenkt: Was nützt es, den Wähler aus dem Schlaf zu schrecken, wenn doch die Politiker … Ja, ja. Aber ein solcher Wecker muss – Internet hin, Internet her – erst noch erfunden werden.

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