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Politik: Bizarres Bündnis in Slowakei – Roma setzen auf Nationalisten

Bratislava - In der Slowakei wollen Rechtsextreme und Vertreter der Roma-Minderheit enger zusammenarbeiten. Ein entsprechendes Memorandum haben beide Seiten in der Hauptstadt Bratislava unterzeichnet.

Bratislava - In der Slowakei wollen Rechtsextreme und Vertreter der Roma-Minderheit enger zusammenarbeiten. Ein entsprechendes Memorandum haben beide Seiten in der Hauptstadt Bratislava unterzeichnet. Federführend bei der Kooperation ist die rechte Slowakische Nationalpartei (SNS), die seit einem Jahr an der Regierung beteiligt ist. Ihre Vertreter sind in der Vergangenheit immer wieder mit verbalen Ausfällen gegen die Roma in die Schlagzeilen geraten. Die neue Zusammenarbeit soll jetzt auf dem internationalen Parkett die Reputation der Rechten retten. Die Roma hoffen im Gegenzug auf finanzstarke Unterstützung für ihre Minderheitsanliegen.

Die Situation der Roma in der Slowakei beschäftigt regelmäßig die EU. Viele Familien der Minderheit, die etwa zehn Prozent der slowakischen Bevölkerung stellt, leben besonders im Osten des Landes in abgeschotteten Siedlungen, die teilweise von der Wasser- und Stromversorgung abgeschnitten sind. Viele Kinder landen auf Sonderschulen. Die Kooperation mit einer Regierungspartei könne deshalb helfen, die Situation der Roma nachhaltig zu verbessern, sagt Ladislav Fizik. Der Aktivist vertritt das slowakische „Parlament der Roma“, eine Art Dachverband der Minderheitsorganisationen. Seit die Rechten an der Regierung beteiligt sind, ist die Slowakei international in Isolation geraten. Schuld daran sind die Äußerungen, mit denen sich die Spitzenvertreter der Nationalpartei im Wahlkampf zu Wort gemeldet haben. Das Roma-Problem, so hieß es, müsse man mit einer großen Peitsche lösen. Auch Zwangssterilisationen für Frauen haben die Rechten ins Gespräch gebracht. Ausgerechnet wegen dieser Äußerungen hoffen die Roma jetzt auf große Anstrengungen bei der Nationalpartei. „Sie wird sich doppelt um die Minderheit bemühen, um zu zeigen, dass sie nicht extremistisch ist“, sagt Roman Kaiser vom Roma-Verband Erpa. Kilian Kirchgeßner

Kilian Kirchgeßner

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