zum Hauptinhalt

Politik: Blair holt Mandelson ins Nordirland-Ministerium / Mowlam übernimmt Gesundheits-Ressort

Überraschend früh endete gestern Peter Mandelsons Zeit in der politischen Wildnis: Im Zuge einer britischen Regierungsumbildung rückte Tony Blairs enger Vertrauter, der Ende letzten Jahres unter dubiosen Umständen seinen Hut nehmen musste, wieder ins Kabinett auf. Er löst Mo Mowlam im undankbaren Nordirlandministerium ab.

Überraschend früh endete gestern Peter Mandelsons Zeit in der politischen Wildnis: Im Zuge einer britischen Regierungsumbildung rückte Tony Blairs enger Vertrauter, der Ende letzten Jahres unter dubiosen Umständen seinen Hut nehmen musste, wieder ins Kabinett auf. Er löst Mo Mowlam im undankbaren Nordirlandministerium ab. Mowlam selbst, die sich die Feindschaft, wenn nicht gar Häme der nordirischen Protestantenparteien zugezogen hatte, soll wunschgemäß britische Gesundheitsministerin werden. Sie ersetzt Frank Dobson, der vor wenigen Tagen im Widerspruch zu seinen bisherigen Beteuerungen verkündet hatte, er wolle sich im kommenden Mai als Kandidat der Labour-Partei um das neue Londoner Bürgermeisteramt bewerben. Die Labour-Führung hofft, Dobson könne den populären Linken Ken Livingstone im Kandidatenrennen schlagen. Noch offen war, wer den bisherigen Verteidigungsminister George Robertson, der inzwischen als Lord Robertson Generalsekretär des atlantischen Verteidigungsbündnisses NATO geworden ist, ersetzen soll.

Mandelson, dem ein Ruf als Medienmanipulator ("spin doctor") vorauseilt und der als Pfadfinder für Labours langen Marsch in die politische Mitte gilt, hatte letztes Jahr zugeben müssen, dass er ein Riesendarlehen für einen Hauskauf in London von einem Freund und Kabinettskollegen erhalten hatte, ohne diese Tatsache vorschriftsgemäs zu veröffentlichen.

Nordirlands Unionisten begrüßten Frau Mowlams Abgang mit der Bemerkung, ein "harter Schädel" sei jetzt wichtiger als ein "hastiges Herz". Bei anderen Parteien wurde Besorgnis darüber geäußert, dass mitten in der kritischen Phase des Friedensprozesses ein neuer Minister eingesetzt wird. Der ehemalige US-Senator George Mitchell will in den nächsten vier Wochen endgültig ermitteln, ob eine Regierungsbildung in Nordirland möglich ist, oder ob der Prozess an der Entwaffnung der Untergrundverbände scheitern wird.

Martin Alioth

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false