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Politik: Bleibt Susanne Osthoff im Irak?

Befreite Geisel will vorerst nicht nach Deutschland kommen / Regierung schweigt zu Details

Von Frank Jansen

Berlin - Die am Sonntag von irakischen Kidnappern freigelassene Susanne Osthoff wird offenbar zunächst nicht nach Deutschland zurückkehren. Osthoff wolle im Ausland einige Tage in Ruhe mit ihrer Tochter verbringen, hieß es am Montag beim Auswärtigen Amt. Sicherheitsexperten sagten, die Archäologin wolle wahrscheinlich im Irak bleiben. Man könne sie bestenfalls beraten, dies nicht zu tun, hieß es in Sicherheitskreisen. Offenbar ist auch der mit Osthoff am 25. November entführte irakische Fahrer Khaled al Schimani am Montag freigekommen. Er hat sich aber nach Angaben des Auswärtigen Amts noch nicht bei der deutschen Botschaft in Bagdad gemeldet.

Irakische Mittelsmänner hatten Susanne Osthoff nach Informationen des Tagesspiegels am Sonntagmittag nahe Bagdad an Beamte des Bundeskriminalamtes übergeben. Von dort wurde die 43-Jährige sofort zur deutschen Botschaft gefahren. Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) befragten Osthoff in der diplomatischen Vertretung zu den Entführern und den Umständen der Geiselhaft. Nach bisherigen Erkenntnissen wurde Osthoff von den Entführern zumindest physisch nicht misshandelt.

Ob für die Freilassung Osthoffs Lösegeld gezahlt wurde, bleibt weiterhin offen. Die Bundesregierung äußerte sich auch nicht zu den Mittelsmännern, die bei den Verhandlungen mit den Geiselnehmern eine bedeutende Rolle gespielt haben. Der Einsatz des BKA im Irak hat offenbar ebenfalls dazu beigetragen, dass Osthoff nicht noch mehr als 23 Tage in der Gewalt der Entführer verbringen musste. Andere westliche Geiseln sind von ihren Entführern wesentlich länger festgehalten worden. Dem BKA scheint es gelungen zu sein, gemeinsam mit den irakischen Sicherheitsbehörden die vermutlich nicht professionellen Entführer unter Druck zu setzen. Schon der bizarre Name der Gruppe, die sich „Sturmtruppen der Erdbeben“ nannte, weist nach Ansicht mehrerer Sicherheitsexperten auf eine eher kriminell motivierte Gruppe und wenig erfahrene Kidnapper hin.

Nach Informationen des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nadeem Elyas, wurde Osthoff von ihren Entführern an eine andere, islamisch orientierte Gruppe „verkauft“. Diese Geiselnehmer hätten dann aber das Interesse an Osthoff verloren, als klar geworden sei, dass die Archäologin nicht für einen westlichen Geheimdienst spioniert habe, sagte Elyas der „Mitteldeutschen Zeitung“. Der Vorsitzende des Zentralrats berief sich auf irakische Informationsquellen. Elyas hatte sich, wie berichtet, den Entführern als Geisel im Austausch gegen Osthoff angeboten.

Bundespräsident Horst Köhler zeigte sich am Montag „erfreut und erleichtert“ über die Freilassung der Archäologin. Köhler dankte „unseren muslimischen Mitbürgern“ für das Engagement im Fall Osthoff. Neben dem Zentralrat hatten auch andere islamische Organisationen und Einzelpersonen die Kidnapper zur Entlassung Osthoffs aufgerufen. Nach Angaben von Vizeregierungssprecher Thomas Steg ist auch Kanzlerin Angela Merkel „sehr erleichtert, dass die Entführung dieses glückliche Ende gefunden hat“.

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