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BLICKE ZURÜCK: Die Sache mit den dicken Erbsen

„Der Marshallplan war vor 60 Jahren eine ausgestreckte Hand der Versöhnung nach einem schrecklichen Weltkrieg und die bewusste Alternative zu anderen Überlegungen, wie zum Beispiel dem Morgenthauplan, die damals auch zirkulierten. Er war in seiner genialen und innovativen Konstruktion, nämlich früher verfeindete Ländern gemeinsam zu einem Wiederaufbau zu bringen, im Grunde der Ausgangsimpuls für die europäische Einigung.

„Der Marshallplan war vor 60 Jahren eine ausgestreckte Hand der Versöhnung nach einem schrecklichen Weltkrieg und die bewusste Alternative zu anderen Überlegungen, wie zum Beispiel dem Morgenthauplan, die damals auch zirkulierten. Er war in seiner genialen und innovativen Konstruktion, nämlich früher verfeindete Ländern gemeinsam zu einem Wiederaufbau zu bringen, im Grunde der Ausgangsimpuls für die europäische Einigung.

Der Marshallplan zeigt, dass es nicht reicht, einen Krieg zu gewinnen, sondern dass man eben auch den Frieden gewinnen muss. Er war ein gutes Beispiel dafür, wie das gelingen kann. An solchen Beispielen ist die Geschichte leider nicht reich.

Auch heute noch taugt das Prinzip des Marshallplans, wenn man den Grundgedanken beherzigt, Geld nur zu geben, wenn vorher verfeindete Parteien gemeinsam Wiederaufbauprojekte in Angriff nehmen. Dieser Gedanke ist in gewisser Weise auch beim Stabilitätspakt für den Balkan verfolgt worden, wo ebenfalls

versucht wird, die regionale Zusammenarbeit im früheren Jugoslawien zu stimulieren. Auch hier wollte man, wie das erstmals beim

Marshallplan geschehen ist, Geld und Aussöhnung miteinander

verbinden.“

Ruprecht Polenz, CDU, ist Vorsitzender des Auswärtigen Ausschuss des Bundestages.

„Der Marshallplan hat Europa aus dem Abgrund wieder herausgeholt, denn es wurde uns Hilfe zuteil in einer Situation, in der der Kontinent durch den Krieg ja tatsächlich in der größten Katastrophe seiner Geschichte angekommen war. Das Ganze war die erste nachhaltige Maßnahme einer „grand strategy“ der Amerikaner, die im Weißen Haus beredet worden ist, als erkennbar wurde, dass das Verhältnis zum Kriegspartner Sowjetunion schwierig werden würde. Da gab es die Pläne, Europa wieder aufzurichten, Deutschland daran zu beteiligen, andererseits Japan wieder aufzuhelfen. Davon haben wir profitiert. Ich kann mich an zwei Dinge im Zusammenhang mit dem Marshallplan noch erinnern. Zum einen hat mein Vater im Gesicht eine unglaubliche Ähnlichkeit mit Marshall gehabt, das hätten Brüder, Zwillinge gewesen sein können. Und dann diese wunderbaren Augenblicke, wenn man in der Schule plötzlich was zu essen kriegte. Wichtig war die Technik, zu warten, bis etwa die Hälfte der Schlange weg war, und dann an den Erbsentopf zu kommen, weil dann die Kelle von unten die dicksten Erbsen rausholte.

Das Konzept Marshallplan würde heute schon noch taugen, aber jeder Plan muss zu den Realitäten des jeweiligen Nehmers passen. Europa war bereit zu arbeiten. Es gab einen großen Willen, wieder voranzukommen. Das kann man nicht auf alle Teile der Welt übertragen, sonst sähe zum Beispiel Afrika anders aus, als es aussieht.“

Hans-Ulrich Klose, SPD, ist stellvertretender Vorsitzender des auswärtigen Bundestagsausschusses.

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