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Der Bruder des ausgereisten Bürgerrechtlers Chen Guangcheng sorgt sich um seine Sicherheit.

© Reuters

Blinder Bürgerrechtler: Chens Familie flieht vor Schlägern

Vor wenigen Tagen ist der blinde Bürgerrechtler Chen Guangcheng aus China in die USA ausgereist. Die Angst um seine Familie jedoch bleibt. Nun sind sein Bruder und die Frau seines Neffen vor den Schlägern der örtlichen Partei nach Peking geflohen.

Das Dorf Dongshigu in der Provinz Shandong muss ein unwirtlicher Ort sein. Das ahnen nicht nur die Menschenrechtsaktivisten und Journalisten, die das Dorf in den letzten Wochen und Monaten besuchen wollten und von Schlägertrupps mit Stöcken und Steinen vertrieben wurden. Das zeigt auch die aktuelle Fluchtbilanz des Ortes: Erst rette sich der blinde Bürgerrechtler Chen Guangcheng aus seinem Hausarrest in die US-Botschaft, nun sind auch sein Bruder und die Frau seines Neffen vor den Schlägern der örtlichen Partei nach Peking geflohen.

Wie der Anwalt Liu Weiguo dem Tagesspiegel bestätigte, hält sich Chen Guangfu seit Mittwochabend in der chinesischen Hauptstadt auf, um mit Anwälten über seinen unter vorsätzlichen Mordverdacht stehenden Sohn zu sprechen. „Er ist nach Peking gekommen, um das Problem mit Chen Keguis Anwälten zu lösen“, sagte Liu Weiguo, „er musste auf Druck der Polizei von Linyi die Anwälte wechseln.“

Zunächst war Liu Weiguo als Anwalt vorgesehen, er musste aber wie ein Kollege nach Drohungen den Fall abgeben. Nun wünscht sich die Familie die Anwälte Si Weijiang und Ding Xikui und lehnt die von den örtlichen Behörden bestellten Anwälte ab. Chen Kegui hatte sich nach der Flucht seines Onkels in die US-Botschaft nach eigenen Aussagen mit Messern gegen in sein Haus eindringende Schläger gewehrt.

Der blinde Bürgerrechtler Chen Guangcheng hatte vor Racheakten der örtlichen Behörden in der Provinz Shandong an seiner Familie gewarnt. Seine Flucht in die US-Botschaft hatte einen Monat lang diplomatische Verwirrungen zwischen China und den USA ausgelöst, am Samstag durfte er mit seiner Familie überraschend in die USA ausreisen.

Sein Bruder Chen Guangfu traf in Peking auch die Frau seines Sohnes, die ebenfalls aus dem von Sicherheitskräften streng abgeschirmten Dorf nach Peking geflohen ist. „Sie sind beide an einem sicheren Ort, aber nicht zusammen“, sagte Liu Weiguo. Chen Guangfu plane außerdem „die Wahrheit zu veröffentlichen, wie er nach der Flucht seines Bruders gefoltert worden ist“.

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