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Blogger zu den US-Vorwahlen: "Die Idioten sind zahlreich erschienen"

Die US-Wahl 2008 wird wie keine andere zuvor im Internet verloren und gewonnen. Prominente Blogger nehmen Einfluss auf die Meinung der Netz-Nutzer - und damit auch auf die der amerikanischen Öffentlichkeit insgesamt. Nur Minuten nach dem überraschenden Vorwahlergebnis in Iowa gingen die ersten Blog-Kommentare online.

Die Vorwahlen in Iowa haben zwei deutliche Sieger: Den demokratischen Senator Barack Obama und Mike Huckabee, republikanischer Ex-Gouverneur von Arkansas. Obwohl das Rennen um die US-Präsidentschaft gerade erst begonnen hat, fallen die Reaktionen der Blogger sehr emotional aus. Euphorisiert wendet sich die einflussreiche Online-Kolumnistin Arianna Huffington an ihre Leser: "Barack Obamas ergreifender Sieg in Iowa - bodenständig, volkstümlich, zu 92 Prozent weiß - sagt viel über Amerika. Weil die Wähler entschieden haben, dass sie nicht rückwärts blicken wollen." Huffington warnt, dass Obama noch die Puste ausgehen könnte. Aber das Ergebnis von Iowa halte "Amerika einen Spiegel vor, und wir können uns selbst mit Stolz betrachten".

Wenig Begeisterung herrscht unterdessen in den Weblogs, die den unterlegenen Republikaner Mitt Romney unterstützen. Auf "Right on the Right" macht der meinungsstarke Justin Higgins seinem Ärger Luft: "Mitt Romneys Ergebnis war alles andere als herausragend. Die Idioten, die dazu gebracht wurden, Huckabee zu wählen, nur weil er ein 'Christian Leader' ist, sind zahlreich erschienen. Prima gemacht, Iowa, deine Wahlprivilegien sind hiermit wiederrufen - wenn ich dazu irgendwas sagen darf." Higgins wird sich mit diesem Posting in Iowa nicht viele Freunde gemacht haben - aber Blogger sind es schließlich gewohnt, auszuteilen und einzustecken.

Sieg gegen die "Clinton-Maschine"

Mindestens ebenso enttäuscht wie Romney-Anhänger Higgins dürften die Unterstützer von Hillary Clinton sein: 29 Prozent sind für die 60-jährige Demokratin eine herbe Enttäuschung. Joe Sudbay schreibt im einflussreichen "Americablog": "Hillarys Kampagne ist auf Unvermeidlichkeit aufgebaut - in Iowa war sie es einfach nicht. Obama und Edwards mussten gegen die Clinton-Maschine antreten - es war (und ist) eine Maschine. Bill und Hillary und all ihre Freunde, sehr mächtige Freunde, haben alles in diese Kampagne gesetzt. Und heute Abend haben sie alles verloren."

Selbst die republikanische Blogger-Fraktion zollt Obama nach seinem klaren Erfolg Respekt, auch wenn die Komplimente wie üblich vergiftet sind. In seinem Weblog "Instapundit" ätzt Jura-Professor Glenn Reynolds: "Ich schaue mir gerade Obamas Rede an. Schon bevor er anfing, dachte ich: "Was für ein toller Anzug. Ist er von Canali oder Brioni? Allerdings ist auch seine Rede gut: 'Ihr habt getan, wovon die Zyniker behaupteten, wir könnten es nicht tun.' Während seine Rede gut war, waren seine Gesichtszüge seltsam ruhig - nicht wie üblich. Gut im Fernsehen, aber wahrscheinlich besser im Radio. Es überrascht mich, wie sehr seine Rede der von Huckabee ähnelte."

"Sie wollen den Wandel"

Auch der einflussreiche Blogger Andrew Sullivan zieht starke Vergleiche zwischen den Siegern der Iowa-Wahl: "Schaut euch ihre Namen an: Huckabee und Obama. Beide kamen aus dem Nirgendwo - aus Arkansas und Hawaii. Beide haben ihre Kampagnen als Menschen geführt, nicht als programmierte Roboter, die ihre Botschaften auf Zielgruppen zugeschliffen haben." Der Kampf gegen das parteiinterne Establishment habe beide Kandidaten für die Wähler glaubwürdiger gemacht, so Sullivan. Auch hätten Obama und Huckabee eine weitgehend deckungsgleiche Botschaft: "Sie wollen den Wandel, wollen Amerika wieder vereinen und 'Goodbye' sagen zu einer verbitterten, polarisierten Vergangenheit."

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