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Farhang

© ddp

BND-Affäre: Bespitzelter afghanischer Minister: "Das ist Rufmord"

Afghanistans Industrieminister Farhang, den der BND ausspioniert hatte, erhebt schwere Vorwürfe gegen den Nachrichtendienst und die deutschen Medien. Zu einer Reise nach Deutschland habe er gerade "überhaupt keine Lust".

Der vom Bundesnachrichtendienst (BND) ausspionierte afghanische Industrieminister Amin Farhang sieht durch die Aktion seinen Ruf zerstört. "Das ist ein Rufmord", sagte er dem Bayerischen Rundfunk und sprach von einem "Skandal". Er sei "zutiefst enttäuscht" darüber, dass einige Medien - wahrscheinlich aufgrund der BND-Informationen - behauptet hätten, dass er ein Agent der Taliban sei. "Ich habe doch lediglich dazu beigetragen, dass das neue System in Afghanistan auf den Beinen steht, und jetzt wollen gerade diese Leute gerade dieses System zerstören", beklagte Farhang. Der dpa sagte Farhang dagegen am Nachmittag, die Sache sei für ihn "vom Tisch".

Der Industrieminister machte unter afghanischen Politikern nach der Spähaktion eine "allgemeine Angst" aus, vor allem bei denen, die wie er aus Deutschland gekommen seien. Farhang hatte jahrelang in Deutschland gelebt und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. "Wir dachten nicht, dass die Weltgemeinschaft kommt, um das zu machen." Von den Spähangriffen hätten er und seine Mitarbeiter nichts bemerkt. Er wisse, dass BND-Agenten in Kabul seien.

"Die Sache ist vom Tisch für mich"

Farhang hoffte, dass die guten Beziehungen zwischen Afghanistan und der Bundesrepublik nicht gestört würden. Eine Reise nach Deutschland schloss er zunächst jedoch aus. "Dazu habe ich überhaupt keine Lust", sagte Farhang. Gegenüber der dpa gab sich der Minister versöhnlich, die Sache sei "vom Tisch". "Wir verdanken der Bundesrepublik sehr viel. Aber ich möchte auch, dass solche Vorfälle sich nicht wiederholen."

In der "Süddeutschen Zeitung" äußerte sich Farhang ähnlich: "Natürlich bin ich traurig und enttäuscht, aber keine Seite möchte, dass nun das deutsch-afghanische Verhältnis leidet." Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) habe ihn am Sonntag angerufen und versichert, "dass so etwas nicht wieder vorkommt". (jvo/dpa/ddp)

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