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Politik: Bodo Hombach zeigt Reue wegen eigener Naivität, weist aber Verfehlungen in allen Fällen weit von sich

Eigentlich hatte Franz Müntefering schweigen wollen, schließlich arbeitet Bodo Hombach längst in Brüssel. Wer ihn dort erreichen will, muss einfach nur die alte Mobil-Nummer wählen.

Eigentlich hatte Franz Müntefering schweigen wollen, schließlich arbeitet Bodo Hombach längst in Brüssel. Wer ihn dort erreichen will, muss einfach nur die alte Mobil-Nummer wählen. Doch zunehmend fragen die Journalisten nicht mehr in Brüssel, sondern in der Zentrale der nordrhein-westfälischen SPD, was hinter den neuesten Gerüchten um den einstigen Landesgeschäftsführer steckt. Die Kollegen vom "Stern", die bis vor kurzem beim "Spiegel" waren und den Aufsteiger ins Kanzleramt seit einiger Zeit mit besonderem Eifer beobachten, hatten vorab verbreiten lassen, dass Hombach in Kanada womöglich unsaubere Grundstücksgeschäfte gemacht habe.

Sie hatten ausgegraben, dass nicht Hombach, wohl aber seine Mutter an einem Grundstück in Vancouver Island beteiligt ist, das nach Schätzungen von örtlichen Immobilienmaklern mehr als eine Million Mark wert ist. Pikant für Hombach ist, dass der andere Teil des Grundstückes der Lebensgefährtin seines Freundes Harry Walter gehört. Der wiederum hat in den 80er Jahren, also als Hombach die Wahlkämpfe für Johannes Rau erfolgreich gemanagt hat, Millionen von der SPD kassiert. Hat sich also Hombach indirekt Gelder aus der Parteikasse zurückgeholt? Das wird in dem Bericht zwar nicht ausgesprochen, aber insinuiert.

An diesem Punkt reagiert einer wie Franz Müntefering höchst sensibel. Die Genossen im Revier sind irritiert genug ob der guten Umfragewerte zur Kommunalwahl für die Opposition. "Kritisch zu beurteilen", diktierte Müntefering jetzt in die Blocks der Journalisten, "ist die seinerzeitige nicht angemeldete private Zusammenarbeit zwischen Bodo Hombach und einem großen Auftragnehmer der Partei". Für Sozialdemokraten sind das starke Worte. Hinter vorgehaltener Hand werden im Düsseldorfer Landtag von manchen Genossen kritische Details offen ausgeplaudert. "Ja, der Bodo", heißt es immer wieder,"da mußte ja die Flasche Wein 100 und nicht 30 Mark kosten".

Die entscheidende Frage lautet freilich: Hat hier ein Landesgeschäftsführer seinen für Sozialdemokraten reichlich extravaganten Lebensstil gepflegt oder gibt es Anhaltspunkte für Verfehlungen? Bisher lastet auf Hombach der Verdacht, dass er sich bei seinem Haus in Mülheim hat helfen lassen, wie das der ehemalige Bauleiter unter Eid ausgesagt hat. Hombach bestreitet die Vorwürfe und hofft auf die zivilrechtliche Klärung: "Ich freue mich auf dieses Verfahren, da kann ich endlich meine Unschuld beweisen."

Auch in Kanada sei nichts Anstößiges passiert, versichert Hombach. Seine Mutter habe 1988 eine kleine Erbschaft gemacht und damals 44 500 Dollar für das Grundstück ausgelegt - für ihn und seine Schwester, weil beide, wie Walter, Kanada-Fans sind. Man wollte dort bauen. Am Ende baute aber nur Walter, die Hombach-Kinder nutzen zwei Zimmer in dem geräumigen Haus und zahlten Miete; 5000 bis 6000 Mark pro Jahr. Für Hombach ungünstig ist das kanadische Recht: Da seine Mutter im Grundbuch steht, gehört ihr die Hälfte des Grundstückes inklusive des Hauses. "Doch das stimmt nicht", verteidigt Hombach sich im Gespräch: "Meine Mutter hat notariell alle Ansprüche über ihre Einlage hinaus abgetreten." Weil Walter bald verkaufen wolle, erhalte Mutter Hombach also nur ihre 44 500 Dollar zurück. Ob er denn nicht verstehen kann, dass so etwas anrüchig wirkt, wird Hombach nun gefragt. "Ja, natürlich", pflegt er dann zu antworten, "aber damals war ich 15 Jahre jünger, heute sehe ich das auch anders". Und dann blickt er so unschuldig auf seine Fußspitzen, daß er nicht mehr hinzufügen muss, wie sehr ihn die Zweifel an seiner Integrität treffen.

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