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Evo Morales.

© Reuters

Bolivien: Ein Land mit Prinzipien

Bolivien hätte den Gipfel beinahe scheitern lassen. Präsident Evo Morales sieht sich spätestens seit dem Weltklimagipfel in Kopenhagen in der Rolle des Weltretters.

Cancun/Berlin - Das ist neu, dass ein Staat, der ein ambitioniertes Klimaabkommen will, den Gipfel beinahe zum Scheitern bringt. Sonst ist das die Rolle derjenigen, die Klimaschutz verhindern wollen. Aber Pablo Solon, der Vertreter Boliviens beim Weltklimagipfel in Cancún, sagte in der Nacht zum Samstag: „Wir sind Vertreter eines kleinen Landes, aber Vertreter eines Landes mit Prinzipien.“ Deshalb sei Bolivien „nicht bereit, ein Dokument zu unterzeichnen, das einen Temperaturanstieg auslöst, der mehr Menschen dem Tod näher bringt“. Dabei hätte Bolivien einiges zu gewinnen, wenn es einen anspruchsvollen Klimavertrag gäbe. Denn dort liegen die größten Lithiumvorkommen der Welt. Ein Stoff, der für Batterien beispielsweise für Elektroautos unbedingt gebraucht wird.

Boliviens Präsident Evo Morales sieht sich spätestens seit dem gescheiterten Weltklimagipfel in Kopenhagen in der Rolle des Weltretters. Im April des Jahres lud er zur „Weltkonferenz zum Klimawandel und den Rechten von Mutter Erde“ nach Cochabamba ein. Rund 35 000 Aktivisten reisten in den Andenstaat, um eine Deklaration der Rechte von Mutter Erde zu verabschieden. In Paragraf drei heißt es: „Jeder Mensch ist dafür verantwortlich, Mutter Erde zu respektieren und in Harmonie mit ihr zu leben.“

In Cancún legte Bolivien einen eigenen Vertragsentwurf vor. Während sich die anderen 193 Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention erst in der allerletzten Nacht auf das Ziel einigen konnten, die globale Erwärmung unter zwei Grad im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung zu halten, forderte Bolivien ein Grad. Das halten Klimaforscher nicht mehr für machbar, ohne zu Mitteln der Geoingenieurskunst zu greifen, also beispielsweise durch Eisendüngung von Ozeanen ein vermehrtes Algenwachstum auszulösen, um Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu nehmen, oder Pläne wie die Einbringung von Spiegeln in eine Erdumlaufbahn, um die Sonneneinstrahlung zu bremsen.

Zudem forderte Bolivien in Cancún, dass die Industrieländer genauso viel Geld für die Anpassung der Entwicklungsländer an den Klimawandel zahlen sollten, wie sie für „Verteidigung, Sicherheit und Kriegsführung“ ausgeben. Statt weiter Kriege zu führen, sollte besser der gemeinsame Feind bekämpft werden: der Klimawandel. Schon zuvor hatte Boliviens Präsident Evo Morales verlangt, ein UN-Tribunal für Klima-Gerechtigkeit einzurichten, ähnlich dem Internationalen Strafgerichtshof. Dort sollten Klimasünder abgeurteilt werden. deh/dpa

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