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Bomben-Attentate: 200 Tote bei Anschlagsserie im Irak

Der Norden des Irak ist von einer selbst für das geschundene Land beispiellosen Anschlagsserie erschüttert worden. Bei vier koordinierten Autobombenanschlägen kamen nach Behördenangaben etwa 200 Menschen ums Leben.

Bei einer der schwersten Attentats-Serien seit dem Einmarsch US-geführter Streitkräfte im Irak 2003 sind am Dienstag im Norden des Landes rund 200 Menschen getötet worden. Wie ein Armeesprecher und der Bürgermeister der Gemeinde Sinjar mitteilten, gab es bei vier Selbstmordanschlägen mit zu Bomben umfunktionierten Lastwagen zudem etwa 200 Verletzte.

Damit zählt die Attentatserie zu den folgenschwersten seit dem Einmarsch im Irak 2003. Noch höher war die geschätzte Opferzahl mit mindestens 202 Toten und 256 Verletzten am 23. November 2006 bei den Attentaten von Sadr City. Am 2. März 2004 hatte es mehr als 170 Tote und 550 Verletzte bei Attentaten auf die den Schiiten heilige Stadt von Kerbala und eine Bagdader Moschee gegeben.

"Wir verurteilen diese barbarischen Anschläge auf unschuldige Zivilisten", sagte die Sprecherin von US-Präsident George W. Bush, Dana Perino. Mit den Attentaten zeigten Extremisten, dass sie zum Äußersten bereit seien, um die Entwicklung des Iraks hin zu einem stabilen und sicheren Land zu stoppen.

Anschläge galten Jasidi-Sekte

Die Attentate ereigneten sich den Behörden zufolge in den Dörfern Al Khatanijah und Al Adnanijah bei Mossul. Dabei brachten die Selbstmord-Attentäter in den Dörfern der nordirakischen Provinz Ninewe unter anderem einen Tanklastwagen zur Explosion.

Die Anschläge richteten sich gegen Angehörige der traditionellen Jasidi-Sekte. Die rund eine halbe Million Mitglieder auf Deutsch auch als Jesiden bekannten Jasidi-Minderheit sprechen kurdisch. Ihr Glaube ist älter als der Islam. Sie verehren Gott und die Propheten aus Bibel und Koran. Ihre Gebete richten sich aber vor allem an den obersten Erzengel Melek Taus, der oft als Pfau dargestellt wird. Dieser Engel ist in anderen Religionen als Luzifer oder Satan bekannt; daher rührt das Missverständnis, die abgeschieden lebenden Jesiden seien Teufelsanbeter.

US-Hubschrauber abgestürzt

In der Unruheprovinz Al Anbar stürzte am Dienstag ein US-Helikopter vom Typ Chinook CH-47 ab. Eine Untersuchung soll die Absturzursache klären. In Al Anbar sind sunnitische Rebellen aktiv. Zuvor hatte die US-Armee bereits mitgeteilt, dass in Niniwe sowie im Westen von Bagdad am Montag und Dienstag fünf US-Soldaten ums Leben gekommen seien.

Der Chef der US-Landstreitkräfte, General George Casey, lobte unterdessen die Arbeit der US-Armee im Irak. "Als ich dort war, gab es jeden Tag Fortschritte (...) und die Fortschritte gehen weiter", sagte der frühere US-Oberkommandierende im Irak. Zugleich betonte er die Verantwortung der irakischen Bevölkerung. Noch sei unklar, "ob die Iraker diese Gelegenheit ergreifen, um zu den für einen Erfolg notwendigen politischen Voraussetzungen zu kommen". Da das Land über Erdöl, Wasser und fruchtbares Land verfüge, seien große Fortschritte möglich, sagte Casey.

Unterdessen sollte der Vizepräsident Tarek al Haschemi mit weiteren Kurdenführern zusammenkommen, um einen Krisengipfel zur Rettung der irakischen Einheitsregierung vorzubereiten. Der Sunnit Haschemi hatte am Dienstag bereits mit dem Präsidenten der kurdischen Autonomieverwaltung im Nordirak, Massud Barsani, gesprochen. Das Bündnis kurdischer Politiker ist die zweitstärkste Kraft im Parlament in Bagdad. Es gilt auch als wichtigster Vermittler zwischen der von Schiiten dominierten Koalition um Ministerpräsident Nuri al Maliki sowie der sunnitischen Minderheit. Der Krisengipfel der wichtigsten irakischen Gruppierungen soll noch diese Woche stattfinden. Ein genaues Datum ist noch nicht bekannt. (mit AFP)

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