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Die Kirche wurde zur Falle. Foto: Reuters

© REUTERS

Politik: Bomben gegen Christen

Nigeria an Weihnachten von Terror erschüttert.

Nairobi/Abuja - Die Terroristen der islamistischen Boko-Haram-Bewegung hatten die Anschläge mit grausamer Präzision geplant: Um möglichst viele nigerianische Christen zu töten, ließen sie die Sprengsätze zu Weihnachten vor Kirchen detonieren. Dass die vier Attentate am ersten Weihnachtsfeiertag nicht noch mehr als die geschätzten 40 Opfer in den Tod rissen, ist Zufällen zu verdanken. In Jos konnte die Polizei mehrere Sprengsätze sicherstellen; mehrere Bomben waren zudem in der vergangenen Woche vorzeitig in die Luft gegangen.

Dennoch könnte die Rechnung der Boko-Haram-Gruppe aufgehen. Ziel ist es vermutlich, neue Unruhen zwischen christlichen und muslimischen Jugendlichen zu provozieren. Gelingt ihr das, würde das den Vielvölkerstaat Nigeria in seinen Grundfesten erschüttern. Die jahrelang kaum beachtete Sektierergruppe, die der Prediger Mohammed Yusuf 2002 im äußersten Nordosten Nigerias gründete, ist inzwischen die mit Abstand größte Gefahr für den Frieden in Afrikas bevölkerungsreichstem Land. Das Ziel von Boko Haram ist die Errichtung eines Gottesstaates.

Dass die Terrorgruppe „eines Tages verschwinden wird“, wie Nigerias Präsident Goodluck Jonathan nach den Anschlägen erklärte, ist unwahrscheinlich – denn derzeit fehlen Polizei und Geheimdiensten offenbar jegliche Zugänge zur Terrorgruppe. Wie weit Boko Haram ungehindert gehen kann, zeigte der Anschlag auf das UN-Hauptgebäude in Nigerias Hauptstadt Abuja am 26. August. Ein mit Sprengstoff beladenes Auto raste ins Erdgeschoss des Gebäudes und detonierte: Nigerias erster Selbstmordanschlag. 23 Menschen starben, mehr als 80 wurden verletzt. Seit August explodieren in regelmäßigen Abständen Sprengsätze im ganzen Land, vor allem im mehrheitlich muslimischen Norden, wo Boko Haram seine Rückzugsräume hat. Der Vergleich zum 11. September ist nicht weit hergeholt, denn Boko Haram und das Terrornetzwerk Al Qaida sind eng verbandelt.

Nigerianische Geheimdienstakten, die das Wall Street Journal veröffentlichte, belegen, dass Funktionäre von Boko Haram in Terrorcamps der Qaida in Afghanistan ausgebildet wurden – und zwar schon 2007. Sogar schon im Gründungsjahr 2002 sollen Boko-Haram-Kämpfer in Mauretanien und später in Algerien ausgebildet worden sein. Algerische Salafisten, die sich nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zur „Al Qaida im Islamischen Maghreb“ umbenannten, hätten den Nigerianern Kampftaktiken und den Bau von Sprengsätzen beigebracht. Nigerias Regierung will solche Berichte nicht kommentieren. Sie verharmlost die Terroristen meist als rein lokale Rebellengruppe. epd

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