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Bombenalarm: Vier Bombenexplosionen erschüttern London

Neue Terroranschläge haben in London genau zwei Wochen nach den Selbstmordattentaten Angst und Schrecken verbreitet. Die Bomben in drei U-Bahnen und einem Doppeldeckerbus waren allerdings von geringer Sprengkraft.

London (21.07.2005, 22:52 Uhr) - Opfer gab es keine. «Die Absicht war zu töten», sagte der Londoner Polizeichef Ian Blair am Abend. «Diese Absicht haben die Terroristen aber nicht umsetzen können.» Einige der Sprengsätze seien nicht hochgegangen.

Wie viele Leute an der Tat beteiligt waren, sei noch nicht bekannt, sagte Blair weiter. Ob die Anschläge im Zusammenhang mit den Selbstmordattentaten vom 7. Juli stünden, sei ebenfalls nicht klar, doch gebe es Parallelen. In beiden Fällen gab es Bomben in drei U- Bahnen und einem Doppeldeckerbus. Vor zwei Wochen waren 56 Menschen getötet und weitere etwa 700 verletzt worden.

Die Ermittlungen bei den erneuten Anschlägen beziehungsweise Anschlagsversuchen stünden möglicherweise vor einem «bedeutenden Durchbruch», da an den Tatorten wichtige Spuren gesichert worden seien, sagte der Polizeichef. Weitere Details nannte er nicht und bat die Öffentlichkeit um Geduld. Die Polizei habe die Lage aber «unter Kontrolle».

Scotland Yard-Chef Blair sagte außerdem, die Bomben seien anscheinend «recht konventionell» gewesen. «Das sind kleinere Sprengsätze, von denen einige nicht richtig losgegangen sind», erläuterte er. Kurz nach den Explosionen wurden zwei Männer in der Nähe der Downing Street, dem Sitz des Premierministers, festgenommen. Diese Festnahmen stünden aber mit den Anschlägen nicht in Zusammenhang, sagte Scotland Yard-Chef Blair weiter.

Die neuen Anschläge trafen die Metropole ins Mark, auch wenn niemand zu Schaden kam. Zahlreiche U-Bahnstationen wurden vorübergehend evakuiert und scharenweise in Panik geratene Fahrgäste aus den Waggons geholt. Das Regierungsviertel Whitehall wurde kurzzeitig abgesperrt.

Premierminister Tony Blair rief die Bevölkerung auf, ihrer normalen Tätigkeit weiter nachzugehen. Er forderte die Briten auf, wie in der Vergangenheit mit der bekannten Ruhe, Würde und Entschlossenheit zu reagieren. Das Ziel der Attentäter sei ja gerade, die Leute einzuschüchtern. «Wir wollen so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren.»

Der U-Bahn-Fahrgast Ivan McCracken sagte dem Sender Sky News, in seiner U-Bahn sei kurz vor der Station Warren Street ein Rucksack explodiert. Auch in der BBC sagte eine Frau, in ihrem Zug sei ein Rucksack explodiert. «Es gab einen großen Knall», sagte sie. Andere Augenzeugen berichteten an zwei U-Bahnstationen, sie hätten jeweils gesehen, wie einen Mann einen Rucksack abgestellt habe und davongerannt sei.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso forderte nach den neuen Anschlägen die Europäische Union auf, bereits gefällte Entscheidungen im Kampf gegen den Terrorismus «ohne Verzögerung» in die Tat umzusetzen. Barroso erklärte, es sei nun vor allem wichtig, alles zu tun, um die Radikalisierung junger Menschen zu verhindern. «Wir sind zutiefst schockiert von der Nachricht über die neuen Explosionen», sagte Barroso. (tso)

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