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Politik: Bombenanschläge im syrischen Aleppo

Händlerstadt war bisher weitgehend ruhig Schweiz gibt Gelder für Cousin Assads frei.

Kairo/Genf - In Aleppo starben am Freitag mindestens 28 Menschen und 235 wurden verletzt, als zwei Autobomben vor den Zentralen von Staatssicherheit und militärischem Geheimdienst explodierten. Die Bilder des syrischen Staatsfernsehens zeigten die zertrümmerten Fassaden der Gebäude, zerstörte Autos sowie Helfer mit Mundschutz, die Leichenteile einsammelten und in die Kameras hielten. Die Wirtschaftsmetropole Aleppo war bisher von den Unruhen gegen das Regime von Präsident Baschar al Assad weitgehend ausgespart geblieben.

Derweil ging die syrische Armee am Freitag nun schon den siebten Tag mit erbarmungsloser Härte gegen die Aufständischen in Homs vor. Videobilder dokumentierten das Schicksal zahlloser Verletzter in provisorischen Verbandsräumen, denen Ärzte nicht mehr helfen können, weil es am Nötigsten fehlt. Wie Human Rights Watch (HRW) berichtete, sind alle medizinischen Einrichtungen der Stadt total überlastet.

Für die Anschläge in Aleppo machte das Staatsfernsehen erneut „bewaffnete terroristische Banden“ verantwortlich. Ein Sprecher der „Freien Syrischen Armee“ dagegen beschuldigte die Staatsführung, die Bluttaten selbst inszeniert zu haben, um Panik zu säen und von der Militäroffensive in Homs abzulenken.

Die innenpolitischen Auseinandersetzungen in Syrien griffen am Freitag auch auf das Nachbarland Libanon über. Anhänger und Gegner Assads lieferten sich in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli heftige Feuergefechte. Dabei erlitt ein Mensch Schussverletzungen, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Ministerpräsident Nadschib Mikati wies die Armee an, eine Eskalation zu verhindern.

Unterdessen hat die Schweiz trotz Sanktionen gegen das syrische Regime drei Millionen Euro für einen hohen Geheimdienstmann und Cousin des Präsidenten Baschar al Assad freigegeben. Die Entscheidung zugunsten des 41-jährigen Hafis Machluf, dessen Bruder Rami Machluf als einer der reichsten Männer Syriens und Geldgeber des Assad-Clans gilt, setzten Schweizer Anwälte durch. Es handele sich um einen Ausnahmefall, zu dem man nicht im Einzelnen Stellung nehme, sagte eine Sprecherin des zuständigen Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) in Bern am Freitag. Der Oberst Hafis Machluf leitet in Damaskus eine Abteilung des Geheimdienstes. Laut Recherchen der Schweizer Webzeitung „20 Minuten“ hat der Assad-Cousin über seine Anwälte geltend gemacht, er müsse Zahlungsverpflichtungen aus dem Kauf eines Grundstücks in Syrien nachkommen, die vor Verhängung von Sanktionen durch die Schweiz im Mai 2011 entstanden seien. Martin Gehlen (mit dpa/rtr)

Martin Gehlen (mit dpa, rtr)

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