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Politik: Brandenburgs Gefühl für Schwächen

Von Thorsten Metzner, Potsdam Brandenburg? Note 5!

Von Thorsten Metzner, Potsdam

Brandenburg? Note 5! Ob SPD-Bildungsminister Steffen Reiche, Landtagsparteien oder Lehrergewerkschaft (GEW) – alle hatten mit einem schlechten Abschneiden des Landes beim Pisa-Ländervergleich gerechnet. Tatsächlich landete Brandenburg auf dem vorletzten Platz, und die gegenseitigen Schuldzuweisungen sind in vollem Gange: CDU-Fraktionschefin Beate Blechinger sieht „hausgemachte Gründe“, vor allem in der Vorschule und in der Grundschule. Reiche sagte, dass die Ungleichheit der Lebensbedingungen der Bundesländer auch zu ungleichen Bildungsbedingungen führe.

Mit diesem Tenor hatte sich Noch-Regierungschef Manfred Stolpe vor Bekanntwerden des Brandenburger Abschneidens geäußert: Er könne über „die Angeberei aus Bayern und Baden-Württemberg nur lächeln“. Beide Länder hätten ein Jahrzehnt Vorlauf, Bildung habe „sehr viel mit der wirtschaftlichen und sozialen Situation eines Landes zu tun“. Trotzdem bestreitet selbst Reiche nicht, dass nach 1990 Fehler gemacht worden sind, dass die Regierung der Bildungspolitik in der Vergangenheit „zu wenig Aufmerksamkeit“ geschenkt habe. So kritisiert die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, dass Brandenburg bei den Bildungsausgaben je Schüler schon jahrelang zu den deutschen Schlusslichtern gehöre, während Klassenstärken und Pflichtstundenzahl der Lehrer im Ländervergleich hoch seien. Brandenburg habe die Quittung für hemmungslose Rotstiftpolitik bekommen, sagt GEW-Vizelandeschef Renato Albustin.

Reiche selbst hält es zudem für einen Fehler, dass für das dünn besiedelte Flächenland das Schulsystem so stark zergliedert sei. So seien in Brandenburg mit Gymnasien, Realschulen und Gesamtschulen gleich drei neue Schultypen eingeführt worden, was es so nicht einmal in Sachsen oder Thüringen gebe. Aber er verweist darauf, dass die Große Koalition begonnen habe, Defizite in der Bildungspolitik zu korrigieren.

Die laufende Bildungsreform setzt auf neue Rahmenpläne, Bewertungen des Arbeits- und Sozialverhaltens, Zentralabitur, aber auch auf verstärkten Unterricht in Fremdsprachen und Mathematik. Für Brandenburgs SPD muss das schlechte Pisa-Abschneiden ernüchternd sein: Schließlich sah man sich gern als bundesweiter Vorreiter, etwa mit dem umstrittenen Pflichtfach Lebensgestaltung/Ethik/Religion.

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