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Ludwigshafen

© ddp

Brandkatastrophe in Ludwigshafen: Angst vor einem neuen Solingen

Was löste den verheerenden Brand aus, bei dem neun Türken starben? Am Mittwoch konnten erstmals Ermittler das Haus betreten, danach hieß es: "Ein Anschlag wird nicht ausgeschlossen". Mehrere Feuerwehrleute wurden mittlerweile bedroht. Jetzt wird der türkische Premier Erdogan erwartet.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wird während einer Deutschland-Reise nach Ludwigshafen kommen und dort mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) den Unglücksort besuchen. Bei dem Feuer in einem von türkischen Familien bewohnten Haus waren am Sonntag neun Menschen gestorben, 60 wurden verletzt. Inzwischen mussten bereits mehrere Feuerwehrleute Anfeindungen zorniger Bürger über sich ergehen lassen. Türkische Medien hatten den Rettern vorgeworfen, zu spät am Brandort gewesen zu sein.

"Wir können derzeit keinerlei Brandursache ausschließen", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal, Lothar Liebig. Bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wird der Brand als "Beobachtungsvorgang" eingestuft. Es gebe aber noch keinen Hinweis darauf, dass die Bundesbehörde zuständig sein könnte, sagte eine Sprecherin.

Nazi-Schmierereien an der Hauswand

Zwei türkische Mädchen hätten den Ermittlern berichtet, einen mit Feuer hantierenden Mann am Brandort gesehen zu haben, bestätigte die Staatsanwaltschaft. Außerdem sei an dem Haus zweimal das Wort "Hass" mit SS-Runen auf die Wand geschmiert worden. Liebig erklärte, die Polizei gehe davon aus, dass der neonazistische Schriftzug vor dem Brand angebracht worden sein muss. Das Haus war zudem bereits 2006 Ziel eines Anschlags.

Erstmals konnten am Mittwoch Experten das fast völlig zerstörte Gebäude betreten. Außerdem suchten Spürhunde das Gebäude ab. Das habe aber bislang "keine wesentlichen Erkenntnisse gebracht", sagte Liebig. An der Arbeit einer 50-köpfigen Sonderkommission sind auf Wunsch der türkischen Regierung auch vier türkische Experten beteiligt.

Polenz kritisiert türkische Medien

Angesichts der heftigen Reaktion türkischer Medien warnte Ruprecht Polenz (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, vor einer Vorverurteilung. "Es gebietet der Respekt vor den Opfern, die Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen abzuwarten und Vorverurteilungen zu vermeiden", sagte Polenz der "Bild"-Zeitung. "Aber es hilft niemanden, jetzt Öl ins Feuer zu gießen", sagte Polenz. Einige türkische Blätter hatten für den Hausbrand in Ludwigshafen, bei dem am Wochenende neun Menschen ums Leben gekommen waren, rechtsradikale Hintergründe vermutet und ihre Berichte mit Hakenkreuz-Symbolen und Bildern von Graffiti mit ausländerfeindlichen Parolen illustriert. (svo/dpa)

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