zum Hauptinhalt
Die griechische Polizei veröffentlichte dieses Foto der in Athen festgenommenen Deutschen.

© dpa

Briefbomben-Attentate: Deutsche in Athen als mutmaßliche Terroristin festgenommen

In Griechenland ist eine deutsche Staatsbürgerin im Zusammenhang mit den Briefbomben-Attentaten von Ende 2010 wegen Terrorverdachts festgenommen worden. Beamte der Antiterroreinheit setzten die 27-Jährige im Athener Stadtteil Perissos fest.

"Sie ist festgenommen worden in Zusammenhang mit terroristischer Tätigkeit", sagte ein Polizeioffizier. Einzelheiten wollte er nicht nennen.

Die Deutsche habe Kontakte zu griechischen Terrorverdächtigen gehabt, die sich zu einer Reihe von Briefbomben an europäische Politiker bekannt haben sollen. Wie der Rechtsanwalt der Deutschen, Sotirios Spiriounis, der griechischen Nachrichten-Internetseite in.gr sagte, gehöre die Frau zwar der anarchistischen Szene an, sie habe aber nichts mit Terrorismus zu tun.

Die Polizei hatte am Donnerstag vier mutmaßliche Terroristen festgenommen. Die Behörden verdächtigen die Männer, Mitglieder der Untergrundorganisation "Verschwörung der Feuerzellen" zu sein, wie der staatliche Rundfunk berichtete. In einer Wohnung, die die vier gemietet hatten, wurden ein Maschinengewehr, eine Pistole und mehr als 220 Patronen gefunden.

"Meine Mandantin (die 27-jährige Deutsche) hat nur freundschaftliche Beziehungen zu den vier Männern gehabt", sagte ihr Rechtsanwalt. Die vier Griechen und die Deutsche sollen am Montag dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Beteiligung an einer terroristischen Organisation vor.

Die "Verschwörung der Feuerzellen" hatte sich Anfang Dezember 2010 zu einer Reihe von Briefbomben an europäische Politiker bekannt. Eine der insgesamt 14 Sendungen landete im Berliner Kanzleramt, konnte aber rechtzeitig entschärft werden. Ende Dezember hatte eine Bombe vor einem Gericht in Athen schwere Schäden angerichtet. Auch zu diesem Anschlag bekannte sich die linksextremistische Organisation.

Anarchistische und autonome linke Gruppen verüben in Griechenland immer wieder Anschläge. Sie wollen nach eigenen Angaben den Sturz des Systems durch Terror und Chaos erzwingen. Einige von ihnen sollen Kontakte zu anarchistischen Gruppierungen in Italien und anderen Mittelmeerstaaten haben.

Wirbel um angebliche RAF-Verbindung

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wies am Samstag die Darstellung griechischer Polizeikreise zurück, dass es sich bei der 27-Jährigen um die Tochter der mutmaßlichen früheren RAF-Terroristin Barbara Meyer handele. "Nach allem, was man bislang weiß, ist das auszuschließen", sagte ein Sprecher der Behörde.

In griechischen Polizeikreisen hieß es, die Frau sei die Tochter der lange als RAF-Terroristin gesuchten Barbara Meyer. Diese Darstellung fand sich daraufhin in zahlreichen griechischen Medien wieder.

Bei der Deutschen Presse-Agentur in Berlin meldete sich am Samstag ein Mann, der sich als Wolfgang Meyer und Vater der jungen Frau ausgab. Auch er verwahrte sich gegen falsche Schlussfolgerungen: Die Mutter seiner Tochter heiße zwar Barbara Meyer, habe aber nichts mit der mutmaßlichen RAF-Terroristin zu tun. Er betonte, seine Tochter habe Kontakte in die anarchistische Szene, führe aber ein "normales Leben" und sei nicht gewaltbereit. Die Anwälte gingen davon aus, dass sie schon bald wieder auf freien Fuß komme.(dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false