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Politik: Bringen die USA den Aufschwung?

7,2 Prozent – Amerikas Wirtschaft wächst so stark wie seit fast 20 Jahren nicht mehr / Jetzt hofft auch Deutschland

Berlin. Die US-Wirtschaft macht Hoffnung auf einen weltweiten Aufschwung. Im dritten Quartal 2003 ist das amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) – umgerechnet auf das Gesamtjahr – um 7,2 Prozent gestiegen, teilte das US-Finanzministerium am Donnerstag mit. Das ist der stärkste Zuwachs, der in einem Quartal seit Anfang 1984 verbucht werden konnte. Experten rechnen nun mit positiven Auswirkungen auch für die deutsche Wirtschaft. Nach Einschätzung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) etwa „könnten wir im Windschatten der Amerikaner nach oben kommen“.

Von Bernd Hops

und Dieter Fockenbrock

Für das starke Wachstum in den USA sind nach Einschätzung von Experten vor allem die milliardenschweren Steuererleichterungen, die von der Regierung Bush beschlossen worden waren, verantwortlich. Die entsprechenden Schecks wurden seit vergangenem Juli verschickt. „Drei Viertel der zusätzlichen Einkommen sind sofort in den privaten Verbrauch geflossen“, sagte Ulrich Ramm, Chefvolkswirt der Commerzbank, dem Tagesspiegel. Deshalb hält der BDI-Chefvolkswirt Hans-Joachim Haß das Wachstum in den USA mit 7,2 Prozent für überzeichnet. Trotzdem habe ein „markanter Wachstumsprozess“ eingesetzt, der die Weltwirtschaft mitreißen könnte, sagte Haß.

Steuersenkungen wie in den USA würden nach Meinung des BDI-Experten Haß keine vergleichbaren Wirkungen in Deutschland haben. Dafür seien die Unsicherheiten über die weiteren Reformen in der Steuer- und Sozialpolitik zu groß. „US-Konsumenten haben dagegen eine klare Perspektive.“

Besonders positiv bewerteten Volkswirte aber eine zweite Entwicklung: Die Investitionen der amerikanischen Unternehmen in Ausrüstungen zogen im dritten Quartal wieder deutlich an – und deuten auf ein größeres Vertrauen der Firmen in einen anhaltenden Aufschwung hin. „Das ist die Basis für noch mehr Zuversicht“, sagte Ramm von der Commerzbank. Die deutschen Maschinenbauer wiederum sehen ein „klares Wachstumssignal“ für ihre Branche. Das starke US-Wachstum mache Hoffnungen, dass auch die exportorientierten Maschinen- und Anlagenbauer davon profitieren werden. Gedämpft werden könnte der Effekt allerdings durch einen weiterhin starken Euro.

Ramm erwartet, dass die US-Wirtschaft auch in den kommenden Quartalen weiter deutlich wächst. Die Schätzungen der meisten Volkswirte liegen zwischen drei und vier Prozent für 2004. Mit einem ähnlich rasanten Wachstum wie im vergangenen Quartal rechnet allerdings niemand, schließlich laufen jetzt nach und nach die Effekte der Steuererleichterungen aus.

Die deutschen Börsen reagierten auf die Veröffentlichung der Zahlen mit einem starken Kursanstieg, fielen dann aber wieder etwas zurück, da die Finanzmärkte in den USA am Nachmittag kaum zulegen konnten. Der Grund: Die meisten Anleger hatten bereits mit einem starken Wirtschaftswachstum gerechnet.

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