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Politik: Briten entdecken Überreste getöteter Soldaten

Spekulationen um rätselhaften Leichenfund im Südirak / Opfer von Saddams Schreckensregime oder Gefallene aus dem Krieg gegen Iran?

London/Teheran (dpa). Das britische Militär hat nach eigenen Angaben nahe der südirakischen Stadt Zubair ein umfangreiches Lager mit menschlichen Überresten entdeckt. Die Schädel und Gebeine stammen nach Aussagen von Oberst Jack Kemp höchstwahrscheinlich aus dem Golfkrieg von 1991. Die Opfer seien vermutlich hingerichtet worden, sagte Kemp, der als erster auf das Lager gestoßen war. „Es war schrecklich“, sagte der Oberst. Über den Hintergrund der Funde gab es am Sonntag jedoch unterschiedliche Angaben. Die auf einem ehemaligen irakischen Militärstützpunkt entdeckten Leichenteile sollen von britischen Experten untersucht werden.

Britische Medien und irakische ExilOrganisationen in London werteten den Fund am Sonntag als „Beweis für die Brutalität“ des irakischen Regimes. Die iranische Tageszeitung „Jomhuri Islami“ berichtete unterdessen, es handele sich bei den menschlichen Überresten um getötete iranische Soldaten aus dem Golfkrieg von 1980 bis 1988. Die Leichenteile seien in den vergangenen Monaten im iranisch-irakischen Grenzgebiet gefunden worden. Ihre geplante Überführung sei durch den jetzigen Irak-Krieg verhindert worden. Der iranische Brigadegeneral Mirfayssal Baquerzadeh forderte am Sonntag die sofortige Überführung.

Die in 200 Holzsärgen und weiteren 200 Plastiksäcken aufbewahrten Leichenteile waren zum Teil in Uniformreste eingewickelt. „Die Knochen sind ganz offensichtlich Jahre alt“, erklärte Kemp. Die Särge seien in fünf Reihen hintereinander angeordnet gewesen. Sie waren ebenso wie die Plastiksäcke mit arabischen Bezeichnungen markiert. Beschriftungen deuteten auf das Jahr 1985 hin. Vereinzelt waren Fotos der Opfer und ihrer Angehörigen an den Säcken befestigt.

Der ehemalige irakische Militärstützpunkt sei in eine Leichenhalle „umfunktioniert“ worden, sagte Kemp. Das Gebäude wurde versiegelt. Die Schädel und Knochenbündel sollen nun von aus England eingeflogenen medizinischen Experten untersucht werden. Daraus könnten sich Beweise für mögliche „Gräueltaten“ des irakischen Regimes ergeben, hieß es bei den Briten.

Der „Sunday Mirror“ wertete den Fund einer angeblichen „Hinrichtungsfabrik“ am Sonntag als Beweis für das „Horrorregime“ von Saddam Hussein. Der „Independent on Sunday“ sprach von einem „mysteriösen Fund“. Nach Ansicht der in London ansässigen Exil- irakischen Organisation „Prospect“ sind die Toten Opfer von Aufständen gegen Saddam Hussein. „Ich fürchte, dies ist nur die erste von zahlreichen Leichenhallen dieser Art“, sagte ihr Vorsitzender.

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