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Politik: Britische Liberale stürzen trinkfreudigen Parteichef

London - Weniger als 48 Stunden nach seinem Geständnis, ein „Alkoholproblem“ zu haben, musste der Chef der britischen Liberaldemokraten, Charles Kennedy, seinen Rücktritt erklären. „Das Interesse unserer Partei ist nun wichtiger“, sagte Kennedy in einer überraschend anberaumten Pressekonferenz.

London - Weniger als 48 Stunden nach seinem Geständnis, ein „Alkoholproblem“ zu haben, musste der Chef der britischen Liberaldemokraten, Charles Kennedy, seinen Rücktritt erklären. „Das Interesse unserer Partei ist nun wichtiger“, sagte Kennedy in einer überraschend anberaumten Pressekonferenz.

Noch am Morgen hatte der 47-jährige Schotte in einem Interview mit der Tageszeitung „Independent“ erklärt, er werde sich nicht aus dem Amt jagen lassen. Seinen Job aufzugeben, wo ihm „Tausende“ von Parteifreunden ihre Unterstützung zugesichert hätten, käme einer Fahnenflucht gleich. Mit Kennedy hatten die Liberaldemokraten bei der letzten Unterhauswahl das beste Ergebnis seit 1923 errungen. Dabei zahlte sich auch Kennedys entschlossene Ablehnung des Irakkriegs aus.

Im April 2004 musste sich der Politiker kurzfristig wegen einer „Magenverstimmung“ aus der entscheidenden Haushaltsdebatte zurückziehen. Damals forderte ein enger Kreis von Vertrauten, dass Kennedy seine Sucht behandeln lassen solle. Am Donnerstag sagte Kennedy, die „Probleme lägen hinter ihm“. Dennoch kündigte fast die Hälfte der Fraktionsmitglieder im Unterhaus Kennedy nach der Erklärung vom Donnerstag die Gefolgschaft auf. 25 Abgeordnete, viele Vorderbänkler, erklärten, sie würden mit ihm nicht mehr zusammenarbeiten. Beobachter verglichen dies mit dem „Meuchelmord“ der Konservativen an Frau Thatcher.

Unzufriedene, die angesichts der unter David Cameron erstarkten Konservativen ein klareres politisches Profil forderten, kritisierten Kennedys „Unentschlossenheit“ schon vor Weihnachten und forderten offen seinen Rückzug. Tory-Chef Cameron hatte Parteimitglieder angesichts der Profilschwäche der Liberaldemokraten aufgefordert, lieber zu den Konservativen überzuwechseln.

Am Montag wird die Parteiführung nun über den Modus der Nachfolgewahl entscheiden. Mit starken Richtungskämpfen zwischen dem linken, sozial orientierten und dem stärker wirtschaftsliberalen Flügel ist zu rechnen.

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