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Eine Flagge des IS in einer Moschee.

© dpa

Broschüre des IS für ausländische Kämpfer: Mit Knieschonern in den Heiligen Krieg

Knieschoner sind wichtig, ein Schlafsack auch: Mit einer Broschüre gibt die Dschihadisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) ausländischen Kämpfern Tipps zur Anreise nach Syrien und für die richtige Ausrüstung.

"Einige kommen hier so unvorbereitet an, dass es schon verrückt ist", heißt es in der im Internet kursierenden 50-seitigen Broschüre in englischer Sprache. Westliche Sicherheitsbehörden, die auf den extremistischen Reiseführer aufmerksam geworden sind, konnten die Weiterverbreitung im Netz bisher nicht verhindern. 

Den UN zufolge gibt es mehr als 25.000 ausländische Kämpfer

Einem neuen UN-Bericht haben sich mehr als 25.000 ausländische Kämpfer radikalen Gruppen wie dem "Islamischen Staat" angeschlossen. In den vergangenen Jahren habe sich das Problem immer weiter verschärft. Die IS-Broschüre "Hidschra zum Islamischen Staat" zeigt, wie gut organisiert die Anwerbeaktivitäten der Dschihadisten inzwischen sind. 

Das Handbuch ist nach der Auswanderung Mohammeds von Mekka nach Medina im Jahr 622 benannt, die den Beginn der islamischen Zeitrechnung markiert. "Hidschra" bezeichnet gleichzeitig den Umzug eines Gläubigen aus einem nicht-islamischen in ein islamisches Gebiet.

Die Broschüre tauchte erstmals im Februar auf

Nach Angaben des israelischen Terrorismus-Informationszentrums ITIC, das enge Kontakte zum israelischen Sicherheitsapparat hat, tauchte die Broschüre erstmals im Februar im Internet auf. Bisher seien alle Versuche von amerikanischen und europäischen Behörden gescheitert, den Zugang zu dem extremistischen Reiseführer sperren zu lassen. 

In der Werbestrategie des IS spielen Mittel wie die Broschüre und das Internet wichtige Rollen. Neuankömmlingen wird in der Anleitung geraten, über andere Länder mit wenig Gepäck in die Türkei zu reisen und sich als Tourist auszugeben. Ausdrücklich werden die IS-Anhänger aufgefordert, sie sollten sich lässig kleiden, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. 

Es gibt ein eigenes Kapitel für Frauen

Die Reise von Istanbul zum Grenzgebiet sollte nachts per Fernbus absolviert werden. In einem eigenen Kapitel für weibliche IS-Anhänger wird betont, die "Schwestern" sollten möglichst nicht in großen Gruppen reisen und einen Ersatz-Schleier mitbringen, falls ihre Kleidung an der Grenze vom Stacheldraht zerrissen wird. 

Westliche Politiker werfen der Türkei vor, nicht genug gegen den Zustrom zum IS über ihr Territorium zu unternehmen. Auch die israelischen ITIC-Experten merkten in einem Beitrag zu der IS-Broschüre an, die Dschihadisten verfügten in der Türkei "über eine umfangreiche Infrastruktur, um die europäischen und arabischen/muslimischen Aktivisten zu empfangen und in Syrien einzuschleusen". Die Mittelsmänner in der Türkei "bringen die ausländischen Dschihadisten in Versteckwohnungen unter, schleusen sie in Syrien ein und sorgen dafür, dass sie dort von IS-Aktivisten empfangen werden". 

Für den IS ist es relativ einfach, neue Kämpfer zu empfangen

Für den IS ist es in einigen Gebieten entlang der 900 Kilometer langen Grenze zwischen Syrien und der Türkei relativ einfach, neue Kämpfer in Empfang zu nehmen, weil die Miliz zahlreiche Gegenden entlang der Grenze beherrscht. Am vergangenen Wochenende hissten die Dschihadisten nach türkischen Presseberichten ihre schwarze Fahnen in einem syrischen Dorf an der Grenze, das nur 400 Meter vom nächsten türkischen Ort entfernt ist.

Unter dem Eindruck der westlichen Kritik hat Ankara die Sicherheitsmaßnahmen an der Grenze verstärkt und verzeichnet inzwischen mehr als 12.000 mutmaßliche IS-Anhänger auf einer Schwarzen Liste von Personen, die nicht ins Land gelassen werden.

Am Donnerstag wurden vier Russen festgenommen

Erst am Donnerstag wurden vier Russen von türkischen Soldaten an der Grenze zu Syrien festgenommen und so daran gehindert, sich dem IS oder anderen Gruppen anzuschließen. Am Mittwoch waren neun Briten gefasst worden, vorige Woche zwei Niederländer, vor zwei Wochen 16 Indonesier.

Auch der IS hat bemerkt, dass es für Terror-Touristen nicht mehr ganz so einfach ist, nach Syrien zu gelangen. "An der türkischen Grenze ist es schwieriger geworden", heißt es in der IS-Broschüre. Deshalb sollen neuen Kämpfer nicht mehr versuchen, die Grenze auf eigene Faust zu überqueren. Statt dessen sollen sie von der Türkei aus über Twitter den Kontakt mit IS-Vertretern in Syrien aufnehmen, die sie dann in einem Hotel oder an einem anderen Treffpunkt in der Türkei abholen könnten. Mehrere Twitter-Adressen werden dafür angegeben. 

Wie eine Reiseempfehlung für einen Abenteuerurlaub

Die Broschüre liest sich teilweise wie die Reiseempfehlung für einen Abenteuerurlaub. So sollen die ausländischen Kämpfer darauf achten, die richtigen Adapter für den Stromanschluss einzupacken und Knie- sowie Ellbogenschützer mitzubringen – denn in Ausbildung und Gefecht "werdet ihr hier viel herumkriechen".

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